Immer mehr Menschen leiden unter Stress, der durch alltägliche Situationen in unserem Leben aufkommt. Auslöser sind oft im Berufsleben oder Alltag, der einen schlichtwegmal überfordert, zu finden. Aber auch besondere Ereignisse in unserem Privatleben können uns ganz schön aus der Bahn werfen. Zum Beispiel ein Streit mit der besten Freundin oder ein Verlust, der uns nahegeht, können uns nachhaltig stressen. Dabei ist Stress nicht nur ein Gefühl, sondern zieht auch viele körperliche Reaktionen nach sich.
Das kennt auch Marie. Noch vor wenigen Wochen befand sie sich in einer Beziehung, doch nun ist alles anders. Nun muss sie nicht nur die Trennung verarbeiten, sondern auch noch umziehen. Der emotionale Stress und der Wandel der Lebensumstände werden nun auch von Rückenschmerzen begleitet. Marie hat uns um Rat gebeten. Im folgenden Interview erfahren Sie wie Stress und Rückenschmerzen sich gegenseitig beeinflussen können:
Unsere Top-Tipps für gestresste Rücken:
Marie: Seit kurzem macht mir mein Rücken zu schaffen, und das obwohl eigentlich nichts vorgefallen ist. Ich habe weder schwer gehoben noch sonst eine ungewöhnliche Bewegung gemacht. Außerdem würde ich sagen, dass ich recht sportlich bin und doch habe ich seit einigen Tagen Schmerzen.
AGR: Rückenschmerzen können viele Ursachen haben. Als erstes kommen einem dafür natürlich körperliche Gründe wie eine falsche Bewegung, dass man sich verhoben hat, falsch bückt oder schwere Gegenstände bewegt hat in den Sinn. Auch eine Überbelastung durch zu viel Sport oder extreme Übungen können Auslöser sein. Doch auch das Gegenteil ist schlecht für den Rücken: Bewegungsmonotonie, viel Sitzen am Arbeitsplatz oder zu wenig Sport und dadurch eine schwache Muskulatur begünstigen Beschwerden. Doch abgesehen davon gibt es eine weitere Ursache, die viele nicht auf dem Schirm haben und das ist Stress. Dabei ist jede Art von Stress gemeint.
Marie: Das heißt Stressgefühle und negative Emotionen könnten für meine Rückenprobleme verantwortlich sein?
AGR: Richtig. Sobald wir Situationen ausgesetzt sind, die uns verunsichern, Angst machen, Nervosität auslösen oder unserem Gehirn auf sonstige Art und Weise „gefährlich“ erscheinen oder es überfordern, werden im Körper Stressreaktionen in Gang gesetzt. Cortisol wird ausgeschüttet. Dieses Hormon hat viele Eigenschaften. So schützt es uns in vorübergehenden Stresssituationen vor Entzündungen, erhöht unseren Blutdruck und macht uns konzentrations- und leistungsfähig. Doch auf Dauer kehrt sich dieser Effekt um und es schadet uns. Dann werden wir nervös, das Immunsystem wird geschwächt, die Schlafqualität nimmt ab und wir verkrampfen. Die Muskeln spannen sich an und können dann einfach „dicht machen“ oder Nerven einengen und schon ist der Rückenschmerz da.
Marie: Tatsächlich ist bei mir gerade viel los. Doch was kann ich denn jetzt tun? Spritzen in den Rücken? Was hilft bei akuten Beschwerden?
AGR: Natürlich können Spritzen schnelle Abhilfe schaffen. Das muss aber nicht immer die erste Wahl sein. Hier sollte man den Arzt des Vertrauens hinzuziehen, er steht einem beratend zur Seite und entscheidet, welche Therapie am geeignetsten ist.
Zudem gibt es aber zahlreiche andere Möglichkeiten, die Linderung verschaffen. Wärme steht hier ganz oben auf der Liste. Denn Verspannungen lassen sich damit oftmals gut in den Griff bekommen, da sie entspannend auf die Muskulatur wirkt. Ob Wärmepflaster, ein Bad, Rotlicht oder ein Kirschkernkissen – erlaubt ist, was guttut. Moderate Bewegung ist auch wohltuend und hilft wieder mobil zu werden. Bei starken Belastungen oder extremen Dreh-Bewegungen sollte man allerdings aufpassen und diese für die Dauer der Beschwerden möglichst vermeiden.
Marie: Das ist gut zu wissen. Kann ich dem Ganzen auch entgegenwirken und präventiv arbeiten?
AGR: Selbstverständlich. Hier gibt es zwei Hebel. Natürlich wollen wir den Rücken stärken und ihm helfen, gleichzeitig aber auch die Ursache angehen. Es gilt also auch eine größere Stressresistenz aufzubauen. Das kann gelingen mit Wechselduschen, die unser Nervensystem trainieren und es widerstandsfähiger machen. In sich hineinspüren und bewusste Auszeiten nehmen ist auch essentiell, ebenso wie regelmäßige Bewegung, am besten an der frischen Luft und guter Schlaf sowie eine ausgewogene Ernährung.