Sitze in leichten Nutzfahrzeugen
Ergonomischer Sitzkomfort bei leichten Nutzfahrzeugen
Ergonomische Autositze , die sich dem Körper optimal anpassen, sind der Traum eines jeden Fahrzeugführers, der täglich mehrere Stunden hinter dem Lenkrad seines Transporters verbringt. Neidisch schaut man da auf den Trend, der sich im Bereich der PKW schon länger zeigt: Sitze mit fester Grundstruktur und einer ausreichend hohen Rückenlehne, diverse Einstellmöglichkeiten für eine optimale Sitzanpassung und somit für eine bequeme Sitzposition, in der man es auch mal etwas länger aushalten kann. Die Anforderungen an einen guten Autositz oder einem Sitz im Transporter sind jedoch nahezu identisch. Die erhöhte Sitzposition erfordert eine etwas andere Einstellung, doch an die Verstellmöglichkeiten werden die gleichen Anforderungen gestellt.
Rückenschmerzen durch schlechte Sitze im Transporter
Leichte Nutzfahrzeuge, sogenannte Transporter oder Vans, sind wahre Allrounder und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie gelten nicht nur als praktisch, sie sind es auch. Mit ihrer Geräumigkeit bieten sie Lösungsmöglichkeiten für unendlich viele Transportaufgaben. Das Problem: Dass es immer mehr Fahrzeuge gibt, bedeutet auch, dass immer mehr Menschen hinter einem Lenkrad sitzen und oft auf nicht besonders rückenfreundlichen Sitzen. Aber stundenlanges falsches Sitzen zieht gesundheitliche Folgen nach sich. Die Liste möglicher Beeinträchtigungen ist lang: von Rückenschmerzen, Verspannungen, Nackenbeschwerden, Müdigkeit, Beschwerden in den Beinen bis hin zu Schulterschmerzen, Konzentrationsproblemen und Kopfschmerzen. Davon betroffen sind auch Handwerker, Bauarbeiter, Paketdienstfahrer und Kuriere. Denn auch sie müssen berufsbedingt täglich viele Kilometer in ihren Transportfahrzeugen zurücklegen, um zu ihren Kunden oder an wechselnde Arbeitsplätze zu gelangen.
Ein Plus an Bewegung, selbst beim Fahren
Doch in Wirklichkeit ist das kein Problem mehr, denn auch für Transporter bietet die Automobilindustrie inzwischen rückenfreundliche Sitze an. Sie erfüllen alle ergonomischen Voraussetzungen. Eine feste Polsterung beim Sitz ist wichtig, um den Körper zu stützen und anatomisch korrekt sitzen zu können. Darüber hinaus spielt die Ausformung der Lehne eine entscheidende Rolle. Wie bei der Wirbelsäule selbst, sollte von der Seite aus betrachtet eine S-Form zu erkennen sein. Das ist nicht nur rückenfreundlich, sondern führt zusätzlich zu einem deutlichen sichereren Fahrgefühl. Von besonderer Bedeutung ist eine 4-Wege-Lordosenstütze. Dabei handelt es sich um eine aufblasbare Vorwölbung im unteren Bereich der Wirbelsäule, die nach vorne und hinten sowie oben und unten einstellbar ist. Das ist wichtig, weil wir Menschen alle unterschiedlich sind und jeder eine individuelle Unterstützung benötigt. Außerdem ist auch im Sitzen Bewegung für die Rückengesundheit förderlich. Anders als im Büro ist es im Auto natürlich nicht möglich zwischendurch aufzustehen. Doch selbst kleinste Veränderungen des Sitzes können eine Wohltat sein. Durch leichtes Verstellen der 4-Wege-Lordosenstütze und der Lehnenneigung ist auch bei längeren Fahrten Bewegung umsetzbar. Ideal ist dann eine elektrische Lehneneinstellung.
Das macht den Autositz besonders rückenfreundlich
Je nach Fahrzeugtyp und Ausstattung finden sich in Nutzfahrzeugen normale Kopfstützen oder Vollpolsterkopfstützen. Für beide gilt: Sie müssen ausreichend hoch sein und eine sichere Positionierung zum Hinterkopf gewährleisten. Der Abstand von der Kopfstütze zum Hinterkopf sollte nicht mehr als drei Zentimeter betragen. Besonders komfortabel wird es, wenn der Sitz über eine separate Federung verfügt. Diese dämpft die Belastungen, die zum Beispiel durch unebene Fahrbahnen oder auf Baustellen entstehen.
An die Körpergröße anpassbar
Eine weitere entscheidende Voraussetzung für ergonomisches Fahren im Transporter ist die individuelle Einstellbarkeit der Sitzhöhe. Orthopäden und Anatomen wissen: Je waagerechter der Sitz, desto besser die Beckenpositionierung und die Ausrichtung der Wirbelsäule. Optimales Sitzen ist zudem nur dann möglich, wenn der Sitz über eine Neigungswinkelverstellung für eine ideale Auflage der Oberschenkel verfügt. Eine Sitztiefenverstellung sorgt dann dafür, dass selbst bei großen Fahrern der Oberschenkel nahezu ganz aufliegt und so eine optimierte Sitzdruckverteilung erfolgt. Wer schon einmal auf einem ergonomischen Autositz Platz genommen hat, weiß das zu schätzen.
Weniger schwitzen, mehr wohlfühlen
Darüber hinaus ist es von Vorteil, wenn der Autositz über eine Sitzheizung, ein Ventilationssystem und klimafreundliche Bezugsmaterialien verfügt. Denn gerade auf längeren Strecken kann das sehr zum Wohlfühleffekt beim Fahren beitragen. Ein Fahrer, der sich wohlfühlt, ist fitter und sicherer auf den Straßen unterwegs. Hinzu kommt, dass allzu starkes Schwitzen im Auto eine Gefahr für den Rücken bedeutet. Denn wenn man verschwitzt aus dem Wagen aussteigt, kann Zugluft die untere Rückenpartie sehr schnell auskühlen. In der Folge verspannen die Muskeln und ein Hexenschuss ist vorprogrammiert.
Die korrekte Einstellung des Autositzes
Neben der schlechten ergonomischen Qualität von Sitzen ist vielfach auch die falsche Sitzhaltung Ursache für Rückenschmerzen und Verspannungen beim Autofahren. Für die orthopädisch korrekte Sitzhaltung muss ein Autositz sorgfältig eingestellt werden, was wiederum bedingt, dass er über die oben aufgeführten Eigenschaften und Funktionen verfügen muss.
So stellen Sie Ihren Autositz optimal ein
1. Rücken Sie mit dem Gesäß ganz an die Sitzlehne heran. Stellen Sie nun Ihren Sitz so ein, dass die Beine bei durchgetretenen Pedalen leicht angewinkelt sind.
2. Die Rückenlehne muss so geneigt sein, dass das Lenkrad mit leicht angewinkelten Armen erreicht werden kann. Hierfür sollte die Rückenlehne in einem Winkel von circa 110 Grad eingestellt werden. Achten Sie darauf, dass auch bei Lenkbewegungen der Schulterkontakt zur Lehne erhalten bleibt.
3. Wenn eine Lehnenkopfeinstellung vorhanden ist, sollten Sie diese nur anpassen, wenn die normale Lehnenkontur zur Schulterabstützung nicht ausreicht. Weniger ist hier mehr.
4. Wählen Sie jetzt die für Sie richtige Sitzhöhe. Sitzen Sie so hoch wie möglich. Zwischen Kopf und Dachhimmel sollte aber noch eine Handbreit Platz sein.
5. Stellen Sie die Sitzflächenneigung so ein, dass die Oberschenkel locker auf der Sitzfläche aufliegen und die Pedale ohne großen Kraftaufwand durchgetreten werden können.
6. Wenn Sie die Sitzflächenlänge eingestellt haben, sollte zwischen Kniekehle und Sitzvorderkante 2–3 fingerbreit Freiraum vorhanden sein.
7. Stellen Sie die Kopfstütze so ein, dass zwar der Kopf geschützt, der Nacken jedoch nicht gestützt wird. Eine zu tief eingestellte Kopfstütze kann bei einem Heckaufprall schwerste Kopf- und Halswirbelverletzungen hervorrufen. Ideal: Oberkante Kopfstütze = Oberkante Kopf.
8. Wenn Lehne und Sitzfläche mit einstellbaren Seitenwangen ausgestattet sind, sollten Sie darauf achten, dass diese Teile am Körper anliegen ohne einzuengen.
9. Die natürliche Form Ihrer Lendenwirbelsäule unterstützen Sie mit der vorhandenen Lordosenstütze. Führen Sie die Anpassung immer von unten nach oben durch. Der wichtigste Abstützbereich ist der des Beckens (Gürtellinie).
10. Überprüfen Sie alle Einstellungen nochmals in gleicher Reihenfolge. Dann passt der Sitz.
Bitte denken Sie auch daran:
- Nur ein ausgeruhter Autofahrer fährt auch sicher.
- Nach anderthalb, spätestens aber 2 Stunden Fahrt ist eine Regenerations- und Bewegungspause für Körper und Geist unerlässlich.
- Auch der beste Autositz ist nur ein Baustein auf dem Weg zum rückengerechten Alltag.
- Sitzposition und -Einstellung können bei Trägern von Gleitsicht- oder Bifokalbrillen den Blickwinkel ändern und somit die Sehschärfe negativ beeinflussen.
Checkliste für rückengerechte Sitze in leichten Nutzfahrzeugen
- Der Sitz muss eine feste Grundstruktur haben. Sie erhöht die Sicherheit und ist zugleich Voraussetzung für wirbelsäulengerechtes Sitzen. Eine zu weiches Material kann nicht genügend stützen.
- Eine wirbelsäulengerechte Form der Lehne und der Schaumteile sowie eine ausreichend hohe Rückenlehne sind erforderlich (Lehnenhöhe = Schulterhöhe). Der Rücken sollte die Lehne nicht überragen. Von der Seite betrachtet muss eine leichte S-Form erkennbar sein.
- Die Seitenführungen am Sitzkissen und an der Rückenlehne (Seitenwangen) sorgen für ein sicheres Fahrgefühl und geben dem Fahrer den notwendigen Halt.
- Der Lendenwirbelbereich muss durch die sogenannte 4-Wege -Lordosen- (vor und zurück, hoch und runter) bzw. Beckenkammstütze (= aufblasbare Vorwölbung im unteren Bereich der Rückenlehne) großflächig und individuell unterstützt werden. Die Hauptabstützung erfolgt am oberen, hinteren Beckenkamm (Gürtellinie). Während der Fahrt, vor allem bei längeren Strecken, ist es ratsam, die Unterstützung immer wieder leicht zu verändern, ebenso die Lehnenneigung. Noch wichtiger sind regelmäßige Bewegungspausen. Dann fährt man entspannter und beugt Ermüdungserscheinungen vor.
- Die Kopfstütze muss in der Höhe ausreichend einstellbar sein oder (bei Vollpolsterkopfstützen) ausreichend hoch sein. Die Verstellwege der Kopfstütze müssen eine korrekte und damit sichere Positionierung zum Hinterkopf ermöglichen: Oberkante Kopfstütze = Oberkante Kopf, Abstand der Kopfstütze zum Hinterkopf maximal 3 cm. Die Kopfstütze hat ausschließlich eine Sicherheitsfunktion und sollte während der Fahrt (das gilt nur für den Fahrer) keinesfalls als Stütze benutzt werden, andernfalls kann es zu gefährlichen Ermüdungserscheinungen kommen (Stichwort: Sekundenschlaf).
- Ebenfalls ein absolutes Muss ist die individuelle Einstellbarkeit der Sitzhöhe. Sie sorgt für ein annähernd gleiches Sichtfeld für alle Fahrer.
- Die Neigungswinkeleinstellung der Sitzfläche sorgt für eine korrekte Auflage der Oberschenkel. Der gesamte Sitz muss ausreichend in der Länge verstellbar sein.
- Die einstellbare Sitzflächenlänge (Sitztiefe) ermöglicht eine korrekte Anpassung an die Oberschenkellänge des Fahrers und optimiert dadurch die Sitzdruckverteilung. Je besser der Sitzdruck über Gesäß und Oberschenkelauflage verteilt wird, desto angenehmer ist das Fahren, vor allem bei Langstrecken. Optimal ist eine komplette Abstützung des Oberschenkels, wobei darauf zu achten ist, dass die Sitzvorderkante nicht unangenehm in der Kniekehle drückt.
- Das optimale Sitzklima kann z. B. über eine Kombination aus Sitzheizung, Ventilationssystem und klimafreundlichen Bezugsmaterialien erreicht werden.
Mindestanforderungen
- Wirbelsäulengerechte, feste Grundstruktur
- Ausreichende Bemaßung (Rückenhöhe, Kopfstütze, Sitzfläche)
- Sitzhöheneinstellung
- Sitzneigungseinstellung
- Sitzlängsverstellung
- Sitzflächentiefeneinstellung
- Kopfstütze optimal einstellbar
- 4-Wege-Lordosenstütze
- Bedienelemente während der Fahrt gut erreichbar
Außerdem sinnvoll
- Klimapaket (Sitzheizung/Ventilation)
- Lehnenkopfeinstellung
- Massagefunktion
- Komfortkopfstütze
- Memoryfunktion
- Separate Sitzdämpfung
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