Nutzfahrzeugsitze im Lkw

Richtig sitzen im Nutzfahrzeug

Transportunternehmen bekommen die Auswirkungen des Problemkreises „Richtiges Sitzen im Nutzfahrzeug“ drastisch zu spüren. Hohe Ausfallzeiten eines Fahrers – nur 5 % aller Berufskraftfahrer arbeiten bis zum 65. Lebensjahr - verursachen erhebliche Kosten.

Der Mensch steht so als Fahrer des Nutzfahrzeugs im Mittelpunkt aller Überlegungen. Er entscheidet über den unternehmerischen Erfolg im Transportgewerbe. Er ist für Sicherheit und Termintreue verantwortlich, er verursacht und reduziert Kosten.

Deshalb muss für seinen Arbeitsplatz im Fahrerhaus folgendes gelten: Die individuelle Einstellbarkeit aller Komponenten auf seine Bedürfnisse.

Sitzeinstellung

Die Längseinstellung des gesamten Sitzes ermöglicht den richtigen Abstand zu den Pedalen und sonstigen Bedienelementen. Das erhöht die Fahrsicherheit und bildet die Basis für eine vernünftige Sitzhaltung des Fahrers.

Eine stufenlose Sitzhöhenverstellung sorgt für den korrekten Kniewinkel des Fahrers sowie für eine optimale Sitzhöhe, um das Fahrzeugumfeld, die Spiegel und Anzeigen sicher überblicken zu können.

Eine Sitzflächenverlängerung führt zu einer verbesserten Sitzdruckverteilung unter Einbeziehung der Oberschenkel (das Gewicht wird auf eine größere Fläche verteilt). Zwischen Kniekehle und Sitzvorderkante sollte ein Abstand von wenigen Zentimetern sein.

Eine Neigungseinstellung der Sitzfläche (nach oben und nach unten) ermöglicht die Feinabstimmung bei der Sitzdruckverteilung.

Lehneneigenschaften und -einstellungen

Die Rückenlehne ist die zentrale Einheit zur Unterstützung des Oberkörpers. Durch ihre Stabilität und eine wirbelsäulengerechte Form der Lehnenstruktur sowie der Schaumteile soll die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Form unterstützt und entlastet werden.

Eine feinstufig einstellbare Lehnenneigung ermöglicht sowohl einen individuellen Oberkörper- und Hüftwinkel als auch die richtige Positionierung zwischen Lenkrad und Lehne.

Eine genügend hohe Rückenlehne unterstützt den Körper bis zur Schulterhöhe. In der Regel verfügt jeder Nutzfahrzeugsitz über eine Kopfstütze - bei einem Unfall ist damit der Kopf geschützt.

Einstellbare Seitenwangen in Lehne und Kissen halten den Oberkörper in aufrechter Position, fixieren das Gesäß, erlauben die Anpassung an unterschiedliche anatomische Anforderungen und sorgen für einen guten Seitenhalt bei Kurvenfahrten.

Eine separate Verstellung des oberen Lehnenbereichs ermöglicht eine Anpassung an die individuelle Rückenform. Der dadurch erreichbare Kontakt zwischen oberem Rücken und Lehne führt zur Entlastung des gesamten Nacken- und Schulterbereichs und kann Ermüdung und Verspannungen reduzieren.

Lordosestütze

Eine individuelle Lordoseabstützung erlaubt dem unteren Wirbelsäulenbereich in seiner natürlichen Form zu verlaufen. Sie ist idealerweise als zweistufiges System angelegt: Stufe 1 stützt den oberen Beckenkamm ab, um das Becken in eine aufgerichtete Stellung zu bringen. Stufe 2 sorgt oberhalb davon für eine großflächige Unterstützung des gesamten Lendenwirbelbereichs. Optimal funktioniert die Unterstützung durch eine sogenannte 4-Wege-Lordosestütze (vor - zurück, hoch - runter).

Armstützen

Beidseitige Armstützen, neig- und klappbar, sorgen für eine Entlastung der Muskulatur im Schulter-/Nackenbereich, reduzieren die Belastung auf den unteren Rücken und stabilisieren die Oberkörperhaltung.

Sitzklima

Ein ausgewogenes Sitzklima, z. B. aktiv durch eine Sitzheizung oder Klimatisierung mittels Luftstrom oder passiv durch Funktionstextilien zur optimierten Feuchteabfuhr und Luftzirkulation, steigern das Wohlbefinden und erhalten die körperliche Leistungsfähigkeit.

Schwingsystem

Ein pneumatisches Schwingsystem isoliert den Fahrer gegen Fahrbahnunebenheiten und schützt so Wirbelsäule und Bandscheiben vor starker und auf Dauer sehr schädlicher Stoßbelastung.

Gut erreichbare und intuitiv bedienbare, ergonomisch geformte Bedienelemente sowie die Erfüllung aller derzeit gültigen Sicherheitsanforderungen sind unerlässlich.

Der Fahrernebensitz

Der Gesetzgeber schreibt für den Lkw-Fahrer Pausen und Ruhezeiten vor, deshalb darf auch die Ergonomie nicht beim Fahrersitz enden. Wechselt der Fahrer bei Standzeiten den Platz, oder wechseln die Fahrer ihre Plätze, so sollte auch der Beifahrersitz den ergonomischen Anforderungen entsprechen.

Dieser „Ruhesitz“ bietet dem Beifahrer eine korrekte Unterstützung seiner Körperwinkelkette - durch die Form der Sitzfläche sowie der Struktur, Höhe, Form und stufenlose Einstellbarkeit der Rückenlehne und eine in Höhe und Tiefe einstellbare Lendenwirbelstütze.

Die Neigung der gesamten Sitzfläche sollte verändert werden können, ohne dass es Auswirkungen auf den Sitzöffnungswinkel hat.

Durch eine ausreichend hohe Kopf- und eine individuell einstellbare Nackenstütze (die unabhängig von der Kopfstütze von Vorteil ist) steht so einem regenerativem Nickerchen nichts mehr im Weg.

Auf eine Sitzflächenverlängerung kann verzichtet werden, da der Beifahrer im Gegensatz zum Fahrer, auch während der Fahrt, immer wieder problemlos seine Sitzposition verändern kann, was zur Entlastung beiträgt.

Einstellung des Nutzfahrzeugsitzes

Vielfach ist die falsche Sitzhaltung oder ein falsch eingestellter Sitz die Ursache für Rückenschmerzen und Verspannungen. Achten Sie deshalb auf eine korrekte Einstellung Ihres Fahrerarbeitsplatzes. Bitte beachten Sie dabei folgende Reihenfolge:

1. Pneumatisches Schwingsystem einschalten (wenn vorhanden). Das System stellt sich automatisch auf das Gewicht des Fahrers ein.

2. Für die richtige Sitzhöhe gilt: Die Oberschenkel sollten bequem auf der Sitzfläche aufliegen. Die Pedale müssen sich durchtreten lassen, ohne dass zwischen Oberschenkel und Sitzfläche ein zu großer Druck entsteht.

3. Mit dem Gesäß an die Lehne heranrücken. Sitzschiene so einstellen, dass die Pedale bequem durchzutreten sind. Schultern an die Lehne rücken. Das Lenkrad muss mit leicht angewinkelten Armen erreichbar sein.

4. Die Neigung der Sitzfläche so abstimmen, dass die Oberschenkel bei durchgetretenen Pedalen optimal unterstützt werden. Dabei sollen die Oberschenkel ohne Druck auf der Sitzfläche aufliegen.

5. Die Sitzfläche mittels manueller Verlängerung so einstellen, dass die Oberschenkel bis kurz vor den Kniekehlen auf der Sitzfläche aufliegen. Der Abstand zwischen Kniekehle und Sitzkante sollte circa 2 bis 3 Finger breit sein.

6. Die Lordosestütze muss in Höhe und Tiefe verstellbar sein und am Lendenwirbelbereich satt anliegen ohne zu drücken.

7. Die eingestellten Seitenwangen dürfen Ihren Oberkörper nicht einengen.

8. Wenn vorhanden: Nutzen Sie Ihre Armstütze für eine spürbare Entlastung der Schulter-/Nackenmuskulatur.

Anmerkungen

Trotz bester Fahrzeugsitze bleibt die Bewegungspause unentbehrlich. Der Stau ist halb so „öde“, wenn er durch Gymnastik unterbrochen wird. „Stau-Gymnastik“ entspannt! Bekannterweise ist Schlaf die wichtigste Regenerationsphase für Körper und Geist. Folglich ist es unabdingbar, dem gestressten Berufskraftfahrer möglichst ein Liegesystem in seiner Schlafkabine anzubieten, das selbst vielen herkömmlichen häuslichen Betten überlegen ist.

Bei einer durchdachten und vorbildlich umgesetzten Fahrerhausergonomie gibt es gleich zwei Gewinner. Ganz oben auf dem Siegertreppchen steht der Lkw-Fahrer, der wichtige Mosaiksteine für seine Gesunderhaltung, Arbeitszufriedenheit und Lebensqualität erhält. Zweiter Sieger ist der Arbeitgeber, er profitiert wirtschaftlich, weil er in den Menschen investiert hat. Diese Investition reduziert den Krankenstand, erhöht die Sicherheit und fördert die Mitarbeitermotivation zugleich!

Sieger kann aber nur werden und bleiben, wer gut informiert und trainiert ist. Ein Fachberater im Vertrieb ist Dienstleister und Problemlöser zugleich. Kompetenz zeigen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit gewinnen, kann nur, wer sein Wissen auch in diesem speziellen Bereich erweitert. Fachberater sollten über anatomische Grundkenntnisse verfügen und wissen, was der Fahrer beim Sitzen im Lkw alles beachten sollte. Außerdem sollte er wissen, welche Kriterien ein ergonomisch gut konstruierter Sitz erfüllen muss. Nur dann ist ihm eine kompetente Beratung zu dieser Thematik möglich.

Eingehende Informationen und Schulungen zu diesen Themen sind für den Fachberater und Betreuer von Speditionen unerlässlich. Fragen Sie deshalb ruhig Ihren Berater oder Betreuer hinsichtlich der vorhandenen Kenntnisse. Eine qualifizierte Beratung liegt im Interesse Ihrer persönlichen Gesundheit.

Zusammenfassend ist zu bemerken, dass ein Lkw-Fuhrpark, ausgerüstet mit rückengerechten Fahrersitzen und ergonomisch korrekten Regenerationsbereichen, wie Ruhesitz und Bett, einen sinnvollen Beitrag zur Gesunderhaltung des Lkw-Fahrers leistet.

Checkliste für rückengerechte Nutzfahrzeugsitze im Lkw

Ein guter Nutzfahrzeugsitz unterstützt an den anatomisch richtigen Stellen. Die Beckenpositionierung, die großflächige Abstützung des gesamten Lendenwirbelsäulenbereiches, die individuell abstimmbare Sitzhöhe in Verbindung mit Sitzflächenverlängerung und -neigung sind entscheidend. Um Wirbelsäule und Bandscheiben besonders zu schützen, bieten beispielsweise pneumatische Schwingsysteme mit elektronischer Regelung eine optimale Lösung. Dadurch werden unerwünschte Vibrationen und Fahrbahnstöße deutlich reduziert.

Mindestanforderungen

  • Längseinstellung
  • Stufenlose Sitzhöheneinstellung
  • Sitzflächenverlängerung
  • Sitzflächenneigungseinstellung
  • Feinstufige Lehnenneigungseinstellung
  • Einstellbare Seitenführung
  • Individuelle und großflächige Lordosenabstützung
  • Hohe Rückenlehne (Schulterblatthöhe) mit Kopfstütze
  • Wirbelsäulengerechte Lehnenform und Struktur
  • Gut erreichbare Bedienelemente

Außerdem sinnvoll

  • Sitzheizung
  • Passive oder aktive Klimatisierung
  • Schwingsystem/Dämpfungssystem
  • Beidseitige Armlehnen neigbar und klappbar
  • Gurthöhenverstellung
  • Lehnenkopfneigung
  • Erfüllung zusätzlicher Sicherheitsanforderungen

Produkte mit dem AGR-Gütesiegel

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