Autokindersitze und Babyschalen
Sicherheit und Ergonomie von Anfang an
Von Geburt an sicher und gleichzeitig rückengerecht im Auto unterwegs – das ist der Wunsch vieler Eltern und Erziehenden. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an einen Autokindersitz zu wählen, der das Kind optimal unterstützt, aber auch genügend Bewegungsfreiraum bietet. Die Wahl des richtigen Kindersitzes hat aber auch einen gesundheitlichen Aspekt für die Eltern. Ein Sitz in Leichtbauweise bei gleichzeitig leichter Handhabung schont Rücken und Gesundheit der gesamten Familie. Eltern sollten darüber hinaus darauf achten, dass der Ein- und Ausbau des Sitzes unkompliziert, schnell und rückenfreundlich möglich ist.
Das Wichtigste zuerst
Bei Autokindersitzen geht es in erster Linie um die Sicherheit der Kinder. Die Physik eines Unfalls ist unbarmherzig und die dabei waltenden Kräfte werden oftmals unterschätzt. Aber Kindersitze sind nicht nur für den sicheren Transport von Kindern lebenswichtig, sondern spielen auch eine wichtige Rolle bei der gesunden Entwicklung eines Kindes, da sie das Kind über einen längeren Zeitraum „begleiten". Da gerade diese Lebensphase des Kindes durch stetiges Körperwachstum bestimmt ist, kommt auch der Ergonomie des Kindersitzes eine besondere Bedeutung zu. Autokindersitze müssen einfach zu bedienen sein und eine gute Ergonomie bieten, sowohl für das Kind als auch für Eltern und Erziehende.
Geprüfte Sicherheit
Wurden Babyschalen und Kindersitze früher in Altersgruppen eingeteilt, gibt es bereits seit einiger Zeit die Prüfnorm UN R129 (i-Size) für Autokindersitze. Alle ab September 2024 erworbenen Produkte müssen dieser Zulassungsnorm entsprechen. Diese Norm geht nun nach der Größe statt dem Gewicht des Kindes, fokussiert sich auf ein besseres Zusammenpassen von Kindersitz und Auto und beinhaltet strengere Sicherheitskriterien als die vorherige Zulassungsnorm ECE R44-04, deren Nutzung aber weiterhin dem Endverbraucher erlaubt ist.
Unterschieden wird in der Regel in drei Gruppen:
- Babyschale
(entspricht nach UN R129 einer Körpergröße von ca. 40 – 75 cm) - Kleinkindsitze
(entspricht nach UN R129 einer Körpergröße von ca. 61 – 105 cm) - Sitzerhöhungen mit fester Rückenlehne
(entspricht nach UN R129 einer Körpergröße von ca. 100 – 150 cm)
Während Babyschalen ohne Ausnahme immer rückwärtsgerichtet genutzt werden müssen, sollten auch die danach folgenden Kleinkindsitze entgegengesetzt zur Fahrtrichtung montiert werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass rückwärts gerichtete Kleinkinder sicherer unterwegs sind. Der Grund: Der Kopf eines Kleinkindes macht 25 Prozent seines Körpergewichts aus, ist also ziemlich schwer. Da die Nackenmuskulatur in ganz jungen Jahren noch nicht so stark ausgeprägt ist, würde der Kopf des Kindes bei einem vorwärts gerichteten Kindersitz mit großer Wucht nach vorne geschleudert werden, während Gurte die Schulter zurückhalten. Rückwärtsgerichtete Kindersitze verteilen die Aufprall-Energie gleichmäßig über den gesamten Rücken des Kindes. Die Babyschale bzw. die Sitzschale des Kleinkindsitzes wirken dabei wie ein Schutzschild und stützen Kopf und Hals.
Die neue Regulierung sieht den rückwärtsgerichteten Transport mindestens für die ersten 15 Lebensmonate vor. Experten empfehlen den Transport entgegen der Fahrtrichtung sogar bis zum 4. Lebensjahr. Erst danach sollte auf vorwärts gerichtete Systeme, also Blickrichtung in Fahrtrichtung, gewechselt werden. Weitere Tipps zur Sicherheit finden Sie weiter unten in der Checkliste bei den Mindestanforderungen.
Worauf es ankommt
Autokindersitze müssen sich dem wachsenden Kind anpassen lassen, indem Einsätze und Kissen herausgenommen oder eingesteckt werden und die Kopfstützenhöhe verstellt wird. Beim Verstellen der Kopfstützenhöhe wandern die Schultergurte am besten automatisch mit, sodass sie stets auf der altersgerechten, richtigen Höhe für das Kind sitzen. Diese Anpassung sollten die Eltern idealerweise einhändig mit einem einfach erreichbaren Griff vornehmen können. Körperliche Entlastung und ein „sich wohlfühlen" sind so sichergestellt. Die ideale Passform bedeutet zudem „erhöhte Sicherheit"! Unabdinglich sind weiterhin, speziell in Seitenaufprallsituationen, ein sehr guter Seitenhalt und energieableitende Kopf- und Schulterstützen.
Ebenfalls sinnvoll ist ein sogenannter Neugeboreneneinsatz. Er wird in den ersten vier Lebensmonaten genutzt, sollte einen zusätzlichen Seitenhalt und einen flacheren Sitzwinkel bieten. Da die Nackenmuskeln eines Neugeborenen noch nicht vollständig entwickelt sind, ist es wichtig, einen eher flachen Sitzwinkel im Auto zu haben. Dieser vermeidet, dass der Kopf des Babys auf die Brust vorfällt.
Steile Sitzflächen im Fahrzeug, z. B. in Autos mit kleinem Innenraum, sportlichen Fahrzeugmodellen oder in der Fahrzeugoberklasse, sind für erwachsene Passagiere vorteilhaft, jedoch stellen sie für rückwärtsgerichtet sitzende Kinder ein Problem dar. Auf steilen Fahrzeugsitzen kann ein rückwärtsgerichteter Kindersitz zu steil stehen, wodurch das Kind ziemlich aufrecht sitzt. Das ist zwar meist kein Sicherheitsproblem, kann jedoch besonders für jüngere Kinder unbequem sein. Es gibt Kindersitze, die das ausgleichen können.
Wichtig gerade bei längeren Fahrten sind auch ein gleichbleibendes, angenehmes Sitzklima und eine optimale Sitzdruckverteilung. Eine besonders gute Klimatisierung wird durch kontinuierliche Luftzirkulation zwischen Körper, Kindersitz und Fahrzeugsitz erreicht.
Noch ein paar Tipps zum Abschluss
Auch die besten Kindersitze erlauben nicht die aus ergonomischer Sicht perfekte, völlige Bewegungsfreiheit des Kindes. Das ist ein grundsätzlicher Nachteil des Autofahrens. Auf längeren Strecken sollten Sie daher Ihrem Kind und sich selbst Pausen und etwas Bewegung gönnen.
Babyschalen lassen sich in der Regel mit dem Dreipunkt-Fahrzeuggurt im Auto fixieren. Eine Alternative sind separate ISOfix-Basisstationen, die sicher im Auto befestigt werden können. Der Vorteil: Das Baby kann bequem in die Schale gelegt werden. Anschließend kann die Babyschale schnell, leicht und einfach auf der Basisstation fixiert werden - das schont den Rücken der Eltern. Diese Basisstationen können mitunter aber noch viel mehr. Es gibt Versionen, die sich in Richtung Türöffnung drehen lassen, wodurch das Kleinkind leichter und für die Eltern komfortabler in den Sitz platziert werden kann. Noch besser ist es, wenn zu der Drehfunktion noch eine Schiebefunktion hinzukommt. Dann können Sie die Aufnahme zu sich heranziehen und das Hineinsetzen des Kindes erfolgt noch komfortabler. Gerade bei kleinen Türen im Fond des Fahrzeugs ist dies für die Eltern deutlich bequemer und schont ihren Rücken.
Kleinkindsitze sollten am besten ebenfalls über das ISOfix-System im Fahrzeug befestigt werden. Auch hier ist die rückwärtsgerichtete Positionierung zu bevorzugen. Darüber hinaus bieten manche Hersteller drehbare Autokindersitze an. Zum Hineinsetzen des Kindes kann der Sitz zur Fahrzeugtür gedreht werden. Die Eltern können das Kind so schnell und bequem anschnallen und schonen ihren Rücken.
Checkliste für rückengerechte Autokindersitze und Babyschalen
Mindestanforderungen
- Erfüllung aller sicherheitstechnischen Anforderungen nach aktuellem Standard
- Erfüllung der Norm UN R129
- Einstellbare Rücken-, Kopf- und Schulterstütze (nicht bei Babyschalen)
- Sitzflächenverlängerung (nur bei Sitzen für Kinder mit einer Körpergröße von circa 100-150 cm)
- Seitenführung im Beckenbereich
- Bewegungsfreiheit (der Situation angemessen) sowie Bein- und Armfreiheit
- Wechsel zwischen aufrechter Sitz- und Ruheposition (ab einer Körpergröße von circa 61 cm)
- Sichtfreiheit
- Körpergerechte Grundstruktur
- Optimales Sitzklima
- Sicherheit durch Erfüllung aller Sicherheitsaspekte und der gesetzlichen Richtlinien
Mindestanforderungen
- Rücken- und bedienerfreundliche Handhabung:
- Einstellbarkeit ohne Werkzeug
- Unverwechselbare Bedienungselemente
- Leicht wechsel- und waschbare Bezüge
- Komfortables Einsetzen und Entnehmen des Kindes
- Lösung zur Verhinderung des Submarining-Effekts
- Altersgerechte und körperproportionsgerechte, verstellbare Seitenaufprallelemente
- Systeme zur Minimierung des Risikos von Kopf und Nackenverletzungen bei vorwärts gerichteten Sitzen
- Selbstsichernde Verstellelemente
Außerdem sinnvoll
- Lösungsvorschläge für Sichtkontakt zum Kind bei rückwärtsgerichtetem Transport auf der Rückbank
- Intuitive Drehfunktion
- Gepolsterter Tragegurt
- Lösung zum komfortablen Einsetzen der Schale
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