37 AGR Fernlehrgang | Von der Verhaltens- zur Verhältnisprävention | Auflage 9, 2024 gefühllos, abgestumpft und zynisch. Bei fehlender Bewältigungsstrategie steigt gleichzeitig das Minderwertigkeitsgefühl und der Eindruck eines schwachen beruflichen Selbstwertes. Dies alles führt zu dem Gefühl ausgebrannt zu sein. 3.3.3 Diagnosegruppen In der Diagnosegruppe »Krankheiten der Muskeln, des Skeletts und des Bindegewebes« verzeichnet die Gesundheitsberichtserstattung des Bundes immer noch den höchsten Anteil an Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage). Der Produktionsausfall im Zusammenhang mit Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, die hiermit verbundene Doppel- und Mehrfachbelastung noch tätiger Kolleginnen und Kollegen und das eigene persönliche Leid erfordern einen vertiefenden Blick auf die Ursachen. Die Statistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bezieht sich auf Daten von 2020. Danach stehen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes mit 23,4 Prozent immer noch an erster Stelle aller Diagnosegruppen. Gleichzeitig ist festzustellen, dass die Anzahl an Abwesenheitstagen aufgrund psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen steigt. In der Ausgabe 2020 »Arbeitswelt im Wandel« der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin wird festgestellt: »Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen liegen bei 12,8 Prozent.« Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) führt dazu in seinem Jahresbericht 2008 aus: »Diese Ergebnisse werfen allerdings auch die Frage auf, ob es sich bei der deutlichen Abnahme der muskuloskelettale Erkrankungen und der massiven Zunahme der AU-Fälle in der Kategorie »Psychische und Verhaltensstörungen« (…) um ein Artefakt besonderer Art handelt: So ist einerseits vorstellbar, dass die Bereitschaft und Fähigkeit, eine psychische Störung als solche zu diagnostizieren, sich bei Ärztinnen und Ärzten verändert hat. Dass es einen Zusammenhang zwischen psychischen Beanspruchungen und Rückenbeschwerden gibt, wurde mit einer repräsentativen Stichprobe vom vierten »European Work Conditions Survey« ermittelt. ein flüchtiger Zustand, der automatisch nicht in eine Erkrankung mündet. Dieser Zustand wird sofort aufgelöst, sobald sich die Arbeitsaufgabe ändert, ein neuer (Aufmerksamkeits-)Reiz gesetzt wird. BEISPIEL Wiederholtes Einlegen von Bauteilen in einen Karton. Psychische Sättigung Psychische Sättigung kennzeichnet einen Zustand unlustbedingter Gereiztheit. Häufig ist dieser mit Ärger verbunden. Äußere Kennzeichen sind bekannt – vom verkniffenen, begrenzten Blick und der gerunzelten Stirn bis hin zum gebeugten, verspannten Nacken. Psychische Sättigung tritt auf, wenn die Arbeit keinem erkennbaren Ziel dient, also aus Sicht des Betroffenen sinnlos ist. Ebenso führen unüberbrückbare Unterschiede und Störungen zwischen der gewünschten Qualität einer Arbeitsaufgabe und den eigentlichen Zielen des Ausführenden zu Überdruss und Unwillen. BEISPIEL Über längere Zeiträume hinweg ständig hohe Leistungserbringung, die keine Korrektur und Reflexion des eigenen Tuns ermöglichen. Burn-out Zustand, der charakterisiert ist durch wahrgenommene geistige, emotionale und/oder physische Erschöpfung, eine distanzierte Einstellung zur eigenen Arbeit und durch eine wahrgenommene reduzierte Leistungsfähigkeit, resultierend aus einer längerfristigen Exposition gegenüber psychischen Belastungen, die bereits kurzfristig zu beeinträchtigenden Effekten führt. (Quelle: DIN SPEC 33418 zur Erläuterung der DIN EN ISO 10075-1:2000-11) Das heißt, die Erschöpfung äußert sich in einem anhaltenden Gefühl der Überforderung. Dadurch ist nur schwer eine Entspannung oder Erholung möglich. Es kommt zur Unfähigkeit sich zu erholen, der Schlaf ist gestört. Distanziert sich ein Beschäftigter nach und nach von seiner Arbeitstätigkeit, so zeigt er sich
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