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46 KINDERRÜCKEN AKTION GESUNDER 1950* Foto: © kieferpix / AdobeStock WOHLBEFINDEN, GESUNDHEIT UND BILDUNG BASIEREN AUF GESUNDEN LE- BENSVERHÄLTNISSEN IN DER KINDHEIT Die Lebensbedingungen in unserer Gesell- schaft haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert – insbesondere für Kinder und Jugendliche. Sie müssen gerade in der hochsensiblen und zukunftsweisenden Ent- wicklungsphase, in der sie körperlich, geistig und seelisch reifen, mit zunehmend komple- xeren gesundheitlichen Beeinträchtigungen umgehen. LehrerInnen, ÄrztInnen, Eltern und GesundheitspolitikerInnen suchen seit Jah- ren nach Lösungen, wie sich Einflüsse und Rahmenbedingungen, die für die biopsycho- soziale Gesundheit von Kindern und Jugend- lichen entscheidend sind, verbessern lassen. Für Probleme sorgen vor allem ungesunde Ernährungsgewohnheiten, die Zunahme an psychosozialen Belastungen und ein Mangel an altersgerechter und vor allem regelmäßi- ger Bewegung. ENTWICKLUNGSBREMSE SITZEN UND BEWEGUNGSMANGEL Schon lange ist unstrittig, dass regelmä- ßige körperliche Bewegung einen großen gesundheitlichen Nutzen hat. Relativ neu sind aber Daten, die einen signifikanten Zu- sammenhang zwischen Sitzzeiten und dem Auftreten von chronischen Erkrankungen aufzeigen. Dabei sind die Probleme umso größer, je mehr Zeit Kinder und Jugend- liche vor Bildschirmen verbringen (Thiemann 2012, Spitzer 2015). Eine Querschnittstudie an über 6.500 Kindern zwischen 9 und 11 Jahren zeigt ein enges Zusammenspiel von Sitzzeiten, Abnahme der körperlichen Aktivität und dem Risiko für Übergewicht (Katzmarzyk et al. 2015). Weitere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen (Santa- liestra-Paias et al. 2015, Herman et al. 2015). Mit der Einschulung von Kindern nehmen die Zeiten, in denen sie sitzen, deutlich zu. Die Auswertung einer Frage- bogenerhebung ergab, dass Kinder und Jugendliche umso länger sitzen, je älter sie sind. Befragt wurden Kinder und Jugend- liche zwischen 4 und 20 Jahren (Huber, Köp- pel 2017). Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus internationalen Studien (Matthews et al. 2008, Ortega et al. 2013). Damit wird klar: Stundenlanges Sitzen in der Schule, die unreflektierte Nutzung von Com- putern, Smartphones, Spielekonsolen und Fernsehern sowie der Rückgang an spieleri- schen und selbstorganisierten Bewegungen stellen sich zunehmend als Entwicklungs- bremse heraus. Ganzheitliche Konzepte fördern die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Vorstandsmitglied im Forum Gesunder Rücken – besser leben e. V. Sportwissenschaftler und Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V. www.haltungbewegung.de Dr. Dieter Breithecker
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