agr-magazin-33
18 Becken, Wirbelsäule, Schultern und Kopf. Dadurch werden: • physiologische Haltungswechsel unterstützt • körpereigene (senso-neuro-muskuläre) Regelkreisläufe gefördert • die Bandscheiben permanent mit Nährstoffen versorgt • die komplexen Rückenmuskeln stimuliert • die mehr als 100 Gelenke an der Wirbelsäule in Bewegung gehalten • die inneren Organe dynamisch aktiviert • die Blutzirkulation und damit die Sauer- stoffversorgung optimiert • Hirnstoffwechselprozesse und damit Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechterhalten PHYSIOLOGISCHES SITZEN AUF RÜCKEN- UND STOFFWECHSEL- FREUNDLICHEN (BÜRO-)STÜHLEN In den letzten Jahren haben sich die ergo- nomischen Anforderungen an (Büro-)Stühle deutlich verändert. Die meisten Hersteller von (Büro-)Stühlen haben darauf reagiert und bieten Sitzfunktionen an, die dem physiologischen Bedarf der Nutzer entspre- chen. Da Nutzerbedürfnis, Nutzungsdauer und individuelles Wohlbefinden wichtige Auswahl-Parameter darstellen, unterteilen wir unsere Sitzmöbelempfehlungen in unter- schiedliche Kategorien. Diese sollen bei der Auswahl helfen, denn beim passenden Stuhl kommt es auch darauf an, wo er zum Einsatz kommen soll. Die nachfolgend (vgl. Seite 19-27) geprüften und zertifizierten Empfehlungen für sitzverhaltensfreundliche Lern-, Büro- und Freizeiträume geben eine entsprechende Orientierung. SOVIEL SITZEN WIE NÖTIG – SO VIEL STEHEN UND BEWEGUNG WIE MÖGLICH Ein „Mehr an Bewegung“ auf den Alltag verteilt gilt in der Zwischenzeit als das neue wissenschaftlich fundierte Maß. Nicht die Kompensation durch Bewegung (nach langen Sitzphasen), sondern die Integration von Bewegung in das Alltagsverhalten hält die komplexen körperlich-geistigen und emotionalen Wechselwirkungen in einer physiologischen Balance. Das was allge- mein als Wohlfühlen bezeichnet wird. Es ist hilfreich, sich das bewusst zu machen und immer wieder nach Möglichkeiten zu schau- en, wie man regelmäßig Bewegung in den Alltag bringen kann. Wer ständig sitzt, wird krank – selbst im perfekt angepassten Stuhl. Also lieber stehen statt sitzen? Schließlich verursacht auch längeres Stehen Be- schwerden. Wie so oft liegt die Lösung in der Mitte. In diesem Fall im regelmäßigen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen. Unter Bezugnahme der wissenschaftlichen Daten- lage sollte dieser möglichst nach ca. 20-30 Min. stattfinden. Übrigens während des Schlafens wechseln wir in diesem Rhythmus unbewusst unsere Schlafpositionen. Stehen mit seinen intuitiven und bedarfsge- rechten Lageveränderungen ist gut für die Funktionsfähigkeit der inneren Organe im Bauchraum, fördert die Blutzirkulation, die Sauerstoffversorgung sowie den Muskel- stoffwechsel mit seinen positiven moleku- larbiologischen Wirkprozessen. Spezielle Bodenmatten, Balanceboards oder mit Fußrasten versehene Stehpulte unterstützen diesen Effekt noch wirkungsvoller. Auch die kognitive Leistungssteigerung wird durch die Ausschüttung neuroplastischer Botenstoffe – Proteine und Hormone, die das Wachstum und die Verschaltung von Nervenzellen anregen – partizipieren. Ein positiver Einfluss auf Arbeitsleistung und Leistungsbereitschaft konnte nachgewiesen werden. Übrigens: Das Gehirn schaltet im Stehen 5 bis 20 % besser als im Sitzen. Sie fühlen sich wacher, reaktionsschneller und konzentrierter. Schon Goethe äußerte: „Be- queme Sitzmöbel heben mein Denken auf.“ Um die benötigte Steh-Sitzdynamik in das Büro oder auch im Home Office zu integrie- ren gibt es verschiedene Konzepte. Sei es der klassische Schreibtisch, der eigentlich nur noch mit nutzerfreundlicher Höhenver- stellung zum Einsatz kommen sollte oder mobile Sitz-Stehpulte sowie solche, mit fester Stehhöhe. Je nach Tätigkeit bzw. Arbeitsprozess sollten sie in ein gesund- heitsförderndes Einrichtungskonzept von Büroarbeit sinnvoll integriert werden. Das gilt auch für Büros, die spezielle Zonen, bei- spielsweise für informelle Treffen (Cafeteria), Team-Besprechungen oder agile Arbeits- prozesse („Agile Working“ in Form von „Stand Up Meetings“) aufweisen. Intelligen- te Einrichtungskomponenten (Verhältnisse) fungieren als „Bewegungsverführer“, die zu Positionswechseln einladen. Unsere zertifi- zierten Produkte und Konzepte geben dafür Orientierung (vgl. www.agr-ev.de/buerokonzepte ). DIVERSITÄT BRAUCHT OPTIONEN FÜR INDIVIDUELLE GESTALTUNGSFREIHEIT Bei allen Forderungen nach flexiblen Ar- beits-(platz)lösungen darf eines nicht in den Hintergrund treten: Die Diversität der Menschen. Aufgrund ihrer unterschied- lichen Konstitution, Bedarfe, Tätigkeiten und Arbeitsabläufe benötigen diese eine ergonomisch-mobiliare Vielfalt. Die dadurch entstehenden Optionen unterstützen Mitarbeiter darin, ein individuelles physio- logisches Arbeitsverhalten zu etablieren. Spontane und intuitive Verhaltensweisen werden gefördert, statt eingeschränkt. Die dadurch entstehenden bewegenden „Work-Prozesse“ sind ein Garant für die Erhaltung der körperlichen, psychischen und kognitiven Gesundheit und somit auch der „Workability“ von Mitarbeitern trotz zunehmenden Alters. Dieser Trend, der bei einer offenen und innovativen Unter- nehmenskultur in Neubauten immer mehr zum obligatorischen Einrichtungsstil wird, zeigt, dass Büroarbeit durch New Work und Home Office nicht abgeschafft, sondern neu definiert wird. Offen und vielseitig sollen neue Bürokomplexe sein, um den beschrie- benen vielseitigen Arbeitsanforderungen und individuellen körperlichen Eigenschaften gerecht zu werden. Es ist nicht mehr der normale Schreibtisch, an dem Mitarbeiter den ganzen Tag arbeiten. Das Büro wird zu einer Landschaft mit vielen Modulen, die die verschiedenen Tätigkeiten mit den erforderli- chen physiologischen Verhaltensweisen ideal unterstützen. Auf der Grundlage des Prinzips „bester Platz für bestes Arbeiten“ stehen folgende Anregungen: • unterschiedliche Sitz-; Tischkonzepte zur Unterstützung intuitiver und bedarfsge- rechter Sitz- bzw. Sitz-Steh-Verhaltenswei- sen, • „Ich“ und „Wir“ Bereiche für ruhiges, konzentriertes Arbeiten bzw. soziale ge- wünschte Interaktionen als auch Kollabo- rationen, • unterschiedliche Tischkonzepte zum Sit- zen und Stehen auch mit platzsparendem Klappsystemen, • mobile vertikale Projektionsflächen als auch beschriftungs- bzw. bepinnbare Flächen, • Lounge Möbel mit akustischer Dämmung als Orte für Rückzug, zur Entspannung oder für geschützte Privatgespräche. DAS GEHIRN SCHALTET IM STEHEN 5 BIS 20 % BESSER ALS IM SITZEN. ALSO LIEBER STEHEN STATT SITZEN? NEIN, DENN AUCH LÄNGERES STEHEN VERURSACHT BESCHWERDEN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Mzcy