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6 Foto: © Halfpoint / Fotolia D ennoch kursieren in den Köpfen der Men- schen und im Internet viele Fehlinforma- tionen und das hat Folgen. „Patienten mit Rückenbeschwerden sind oft von Ängsten geplagt“, berichtet Prof. Joachim Grifka, Direk- tor der Orthopädischen Universitätsklinik Re- gensburg im Asklepios Klinikum Bad Abbach. „Selbst bei banalem Rückenschmerz haben viele Menschen Angst, dass es etwas Schlim- mes sein könnte oder sie gar im Rollstuhl landen. Zudem besteht eine große Furcht vor Bandscheibenvorfällen, denn damit verbinden die meisten Menschen die Notwendigkeit ei- ner Operation und haben Schreckensbilder von Komplikationen vor Augen.“ Doch gerade wenn es um den Rücken geht, sind solche Sor- gen in den meisten Fällen überflüssig. Oft ist nicht mal ein Arzt nötig, um wieder schmerz- frei zu werden. „Und jeder kann selbst viel da- für tun, dass es erst gar nicht zu Beschwerden kommt“, betont der renommierte Orthopäde. Rückenschmerzen sind meist ungefährlich Eine ungünstige Verdrehbewegung, zu ruck- artiges Anheben eines Getränkekastens und schon„schießt die Hexe ins Kreuz“. Dann führt jede kleinste Bewegung zu heftigen, manch- mal stechenden Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. „Doch selbst beim Lum- balsyndrom ist der Auslöser oft banal. In al- ler Regel sind Rückenbeschwerden harmlos. Zumindest so lange, wie sich der Schmerz nur auf den Rücken beschränkt und nicht in die Beine ausstrahlt“, beruhigt Prof. Grifka. Selbst anhaltende Rückenschmerzen hängen nur selten mit ernsten Schäden an derWirbel- säule zusammen. In 90 von 100 Fällen sind es blockierte Wirbelgelenke, muskuläre Verspan- nungen und/oder verfilzte Faszien, die Prob- leme machen. Aber wie kommt es dazu? Die Ursachen sind vielfältig: So kann Stress den Rücken in Dauerspannung versetzen. Andere Menschen haben eine schwache Rumpfmus- kulatur, die mit ungewohnten Bewegungen oder Belastungen nicht zurechtkommt – etwa beim Gärtnern oder wenn man im Homeof- fice völlig unergonomisch am Küchentisch arbeitet. Man muss nicht gleich zum Arzt Verständlich, dass man bei heftigen Beschwer- den glaubt, sofort die Hilfe eines Orthopäden zu brauchen, um Schlimmeres zu vermeiden. Doch die meisten Schmerzen klingen inner- halb von sechs bis acht Wochen wieder ab und bedürfen nicht unbedingt ärztlicher Be- handlung.Anders sieht es allerdings aus,wenn die sogenannten Rote-Flagge-Symptome auf- treten: Das sind beispielsweise Schmerzen, die vom Rücken ins Bein ausstrahlen. Sie sind meist imOber- und Unterschenkel, manchmal bis in den Fuß spürbar und können sowohl hinten wie seitlich ins Bein hinunterziehen, ebenso an der Vorder- oder Innenseite. „Wenn zugleich eine Muskelschwäche auftritt, muss möglichst umgehend behandelt werden. Ebenso dürfen Lähmungen nicht ignoriert werden – auch nicht, wenn der Schmerz nachlässt“, warnt der Orthopäde. Denn dann drohen Nerven abzusterben. Das kann unum- kehrbare Folgen haben, etwa einen hängen- den Fuß, der beim Gehen hindert. Wer weiß, wie die Pein im Rücken an der Wur- zel zu packen ist, wird sie schneller los – und dazu braucht es gar nicht viel. „Im Akutfall tut eine Entlastungshaltung besonders gut, bei der die Lendenwirbelsäule gestreckt wird“, weiß Joachim Grifka. So funktioniert sie: Flach auf den Rücken legen, am besten auf eine warme Decke. Die Beine so anstellen, dass die Hüfte gebeugt ist und die Lendenwirbelsäu- le dadurch gerade und entspannt am Boden liegt. „Ein gutes Hausmittel ist auch Wärme. Sie sorgt für eine Mehrdurchblutung der Muskulatur und damit für ihre Entspannung. Persönlich empfehle ich gern ein warmes Bad, weil diese Wärme sehr gut in die Tiefe des Körpers geht“, so Prof. Grifka. „Mit rezeptfrei- en Schmerzmitteln kann man dem Schmerz die Spitze nehmen.“ Da diese Medikamente unter anderem Nebenwirkungen für den Ma- gen haben können, sollte man sie jedoch mit einem Magenschutz und nur nach Absprache mit dem Arzt länger einnehmen. „Es macht aber keinen Sinn, Schmerzmittel zu nehmen und dann genauso weiterzumachen wie zu- GUTE NACHRICHTEN FÜR IHREN RÜCKEN Von EllenWarstat Was tun, wenn das Kreuz wehtut? Diese Frage stellt sich fast jeder Deutsche im Laufe seines Lebens. Denn Rücken- schmerzen sind die Volkskrank- heit Nummer eins.
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