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45 Worauf es bei Sitzarbeitsplätzen für Kinder und Jugendliche ankommt • Der Stuhl muss rückenfreundliches Sitzen ermöglichen, das heißt, er muss sich den na- türlichen, variablen und tätigkeitsabhängigen Sitzhaltungswechseln fließend anpassen. • Stuhl und Tisch müssen ausreichende und leicht anwendbare Verstellmöglichkeiten haben, damit sie sich den reifungsbeding- ten Änderungen der Körperproportionen bequem anpassen lassen. • Die Tischplatte muss sich mindestens um 16° neigen lassen, um eine optimale Sitz- und Kopfhaltung zu ermöglichen. Die Tischplatte muss tief genug für die Platzierung eines Mo- nitors sein und eine separate höhenverstell- bare – auch absenkbare – Einheit haben. DAS RÜCKENGERECHTE UMFELD: KINDERRÜCKEN 1980* 2019* Abb. 2 Abb. 1 Abb. 3 sie an unterschiedlichen Orten für vielfältige Lernerfordernisse ein- gesetzt werden können. Das heißt, sie sollten starres Sit- zen verhindern und statt- dessen aktiv-dynamisches Sitzen ermöglichen. Dazu gehören auch mobile Steh- pulte und „Stehinseln“, die im- mer wieder Anreize dafür bieten, die Körperhaltung zu wechseln. Grundsätzlich ist wünschenswert, dass die Möblierung in den Lern- und Freizeiträumen so gestaltet ist, dass SchülerInnen bei der Be- arbeitung von Aufgaben die größtmögliche Be- wegungsfreiheit haben. Dazu gehört auch, sich auch einmal auf den Boden setzen oder legen zu können. Damit ist ein erster wichtiger Schritt zu einem bewegten Lebensalltag getan. Seit einigen Jahren beschäftigen sich auch HirnforscherInnen intensiv damit, welchen Einfluss die Raumgestaltung auf strukturel- le und funktionale Veränderungsprozesse im Gehirn hat. In Tierexperimenten konnte man sehen, dass reizreichere und herausfordernde Raumumgebungen, auch als „enriched envi- ronment“ bezeichnet, das Wohlbefinden, die Lernleistung und die Anpassungsfähigkeit des Gehirns fördert (Ickes et al. 2000). Somit wird deutlich: Raum und Mensch beein- flussen sich gegenseitig – Räume bilden und werden gebildet; Räume gestalten und werden gestaltet; Räume schaffen Gelegenheiten für Verhalten, indem sie Handlungsspielräume öff- nen oder verschließen. Oder auch: Verhältnisse verführen zu Verhaltensweisen. Jede Bewegung zählt Je weniger Kinder und Jugendliche sitzen und je mehr sie sich in vielseitiger Weise bewegen, desto besser ist das für ihre körperlichen und geistigen Entwicklungsprozesse. Es gilt heute als unumstritten, dass Kinder ab dem Grundschulalter eine tägliche Bewegungszeit von mindestens 90 Minuten in moderater bis hoher Intensität erreichen sollten (Graf et al. 2015, Graf et al. 2014). 60 Mi- nuten davon können durch Alltags- aktivitäten abgedeckt werden. Außerdem sollten sie mindestens 12.000 Schritte am Tag zurücklegen (Adamas et al. 2013). Je mehr und regelmäßiger sich Heran- wachsende bewegen, desto höher wird auch der gesundheitliche Nutzen angenommen. Darüber hinaus wird empfohlen, dass sie an drei und mehr Tagen pro Woche die großen Muskelgruppen angemessen beanspruchen. Das verbessert die Muskelkraft, erhöht die Knochendichte und fördert die Herz-Lungen- Gesundheit. Dabei kommt dem Schulweg eine besondere Bedeutung zu. Er sollte zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt wer- den. Ein sicherer Weg zur Schule ist für Kinder und ihre Eltern häufig die erste Voraussetzung dafür, dass die Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kom- men. Diese Fortbewegungsarten fördern die Bewegungsaktivität und somit die Gesundheit der Kinder und stärken sie in ihrer Selbstständigkeit. Sie lernen auf dem Weg zur Schule ihre Umgebung kennen, nehmen die Umwelt deutlicher wahr und können sich da- durch besser in der Stadt orientieren. Außer- dem sind die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, im Unterricht auf- merksamer. Die Aktion Gesunder Kinderrücken Wie Umgebungen und Räume (Verhältnisse) die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern, steht im Fokus der Aktion Gesunder Kinderrücken. Sie basiert auf der langjährigen Kooperation der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V. (BAG) und der AGR e. V. Dabei steht mehr als „nur“ der Rücken im Mittelpunkt. Alle Aspek- te, die den hochkomplexen und miteinander verflochtenen körperlichen, geistigen und psy- chischen Reifungsprozessen Rechnung tragen, finden darin Platz. Das Ziel der Aktion Gesunder Kinderrücken ist, dass Kinder und Jugendliche unter Bedingun- gen aufwachsen, leben und sich entwickeln können, die ihnen einen gesunden Lebensstil ermöglichen.Weil gerade der sich entwickelnde Organismus sensibel auf sein entsprechendes Lebensumfeld reagiert. Bewegungsanreize und ergonomische Ver- hältnisse, die auf die physiologischen Erfordernisse von Kindern zuge- schnitten sind, sind für die Aktion Gesunder Kinderrücken die grund- legende Voraussetzung für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung. Die Aktion Gesunder Kinderrücken leistet einerseits Aufklä- rungsarbeit bei ErzieherInnen, LehrerIn- nen, Eltern und medizinischem und therapeu- tischem Fachpersonal. Andererseits will sie die Industrie für gesunde Entwicklungsprozesse bei Kindern und Jugendlichen sensibilisieren. Damit die Abteilungen, in denen Produkte entwickelt werden, elementare Anforderungen an entwick- lungsfördernde Verhältnisse für Kinder umset- zen können. Die dafür im folgenden definierten Qualitätsanforderungen sind eine wichtige Ori- entierungshilfe für Entscheidungsträger.
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