AGR aktuell Ausgabe 72

55 AGR aktuell 2024/72 | Aktion Gesunder Rücken e. V. für die persönliche Bildung, was im europäischen Vergleich allerdings nur einer der hinteren Plätze bedeutet. Als Spitzenreiter lag Finnland mit 45 Prozent deutlich in Führung. Dabei ist der durchschnittliche User von E-Learning und Online Education zwischen 30 und 49 Jahre alt, männlich und kommt aus einem urbanen Umfeld. Auch aktuell steigt die Nachfrage nach Online- Formaten der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung immer noch an und entsprechende Einrichtungen schießen mit ihren Plattformen wie Pilze aus dem Boden. Doch passen auch alle Inhalte zu den verschiedenen Online-Formaten? Diese Frage ist insbesondere im Fitness- und Gesundheitsbereich berechtigt. Das Tagesgeschäft von Trainer:innen und Kursleiter: innen besteht nach wie vor überwiegend darin, zur gleichen Zeit am selben Ort mit Menschen zu arbeiten und sie unter der Inten- tion der Förderung von Fitness und Gesundheit fachlich qualifiziert und sinnvoll in Bewe- gung zu bringen, sie anzuleiten und zu betreuen. Eine willkommene Option ist es mittlerweile, dabei theoretisches Basiswissen in Online-Formaten zu vermitteln, um dem Anliegen der Kunden nach reduziertem Aufwand und möglicher freier Zeiteinteilung zu entsprechen. Doch wie steht es um die Vermittlung sportpraktischer Kompetenzen? Um diese Frage zu beantworten, blicken wir noch einmal zurück in die Zeit der Corona- Pandemie, in der Online Education an Hochschulen, Universitäten und Schulen die einzige Möglichkeit war, weiterhin Wissen zu transportieren. Bildschirme mit 20 oder mehr Teilnehmenden waren dabei keine Seltenheit. Und während das Tagesgeschäft im Sport auch davon lebt, nonverbal zu kommunizieren und als Trainier:in oder Kursleitung an den Gesichtern der Teilnehmenden abzulesen, wo sie gerade im Übungsverständnis oder in der subjektiven Belastungsempfindung stehen, geht dieser Aspekt in den verschiedenen Online-Formaten absolut verloren. Ähnlich ist der Wissenstransfer sportpraktischer Informationen zu bewerten. Das Übungserlebnis, das Miteinander und auch das gegenseitige Pushen geht online verloren oder findet gar nicht erst statt. Und so waren die Lernergebnisse sportpraktischer Inhalte in Online-Formaten – wenn überhaupt – nur Durchschnitt. Hinzu kommt, dass es in der Ausbildung im Sport auch darum geht, realistische Rahmenbedingungen zu schaffen. Und so sieht der Alltag in Sportvereinen, Fitnesszentren oder Gesundheitsstudios aktuell noch überwiegend so aus, dass man in Präsenz das Training in Kursen oder Kundentrainings anleitet. So wäre es vor diesem Hintergrund fatal, sportpraktische Inhalte online zu vermitteln. Denn als Kursleitung vor einer Gruppe zu stehen oder als Trainier:in mit einem Kunden zu arbeiten, lernt man nicht im Online-Labor. Vielmehr sammelt man bereits in der Prä- senz-Ausbildung erste Erfahrungen und lernt, wie es sich anfühlt, mehrere Menschen gleichzeitig in Bewegung zu bringen und sie sinnvoll und qualifiziert anzuleiten und zu betreuen. Deshalb kann das abschließende Fazit zu sinnvollen Ausbildungsformaten nur lauten, dass man Sportpraxis nur in Präsenz vermittelt Durchschnittlicher User von Online Education & E-Learnings (eigene Darstellung) kann, wenn man die Qualität in der Ausbildung zukünftiger Trainer:innen und Kursleiter: innen weiter hochhalten möchte. Hybride Formate können dabei eine sinnvolle Ergänzung sein, um theoretisches Basiswissen aufwandsreduziert zu transportieren. Dieses Wissen dann praktisch anzuwenden, funktioniert auch zukünftig nur in Präsenz. In der Akademie für Prävention & Fitness leben wir diesen Qualitätsstandard und halten die Fahne für die Präsenzausbildung in der Sportpraxis seit Jahren hoch. Als BdR-Standort ist uns diese Herangehensweise auch in Zukunft wichtig. Denn wann immer es um die Gesundheit der Menschen geht, muss in der Aus-, Fort- und Weiterbildung Qualität vor Bequemlichkeit gehen. Christian Kunert

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