AGR aktuell Ausgabe 72

45 Medien & Veranstaltungen AGR aktuell 2024/72 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Medikamente brauchen länger, um den Magen-Darm-Trakt zu passieren. Damit haben schädliche Stoffe mehr Zeit, die Darmwand anzugreifen. Zudem ist die weibliche Leber kleiner als die männliche und braucht für ihre Entgiftungsaufgaben mehr Zeit. Infolge dessen vertragen Frauen weniger Alkohol. Wie der „Gender-Blick“ auf Blase, Fettgewebe, Gehirn, Knochen, Herz und Lunge zeigt, hat jedes Organ seine weibliche und männliche Note mit Vor- und Nachteilen. Und sind die Unterschiede noch so klein oder scheinen belanglos, für die medizinische Behandlung, vor allem für die Dosierung von Medikamenten sind sie von entscheidender Relevanz. Frauen benötigen beispielsweise bei vielen Medikamenten eine 30- bis 40-prozentig niedrige Dosis als Männer, um die gleiche Wirksamkeit zu erzielen. Wird dies nicht beachtet, treten bei Frauen bis zu 30 Prozent mehr Nebenwirkungen auf. Gleiches gilt auch hinsichtlich präventiver Einnahmen von Nahrungsergänzungsmitteln. Gendersensible Verhaltensprävention Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der gesellschaftlichen Rollenzuweisung von Frau und Mann, des individuellen Lebensstils, der Gewohnheiten sowie der Verhaltens- und Kommunikationsweisen auf Gesundheit, Erkrankung und Heilung. Der Autor geht daher auch auf eine gendersensible Verhaltensprävention ein. Seine Empfehlungen beziehen sich auf gesunde Ernährung, Essverhalten, Stressmanagement, ausreichend Bewegung im Alltag, Reduzierung oder Meidung von Genussmitteln wie Alkohol und Nikotin. Im Hauptteil des Buchs beschreibt Burkhard Sievers Symptomatik, Therapie und Prävention der häufigsten Volkskrankheiten nach genderspezifischen Erkenntnissen: Bluthochdruck, Typ-1- und Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen, Übergewicht, Schilddrüsenerkrankungen, Osteoporose, Krebserkrankungen, Depressionen, Demenz sowie COVID-19 und Long-COVID. Jede hier mit „weiblichen“ und „männlichen“ Fallbeispielen verdeutlichte Krankheit hat ihr eigenes Kapitel. Frauenherzen schlagen anders „Herzgesundheit“ ist mit 15 Seiten eines der umfangreichsten Kapitel. Zum einen ist das Spektrum der möglichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr groß und zum anderen zeigen sich hier sehr viele Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Mit dem Titel „Frauenherzen schlagen anders“, hebt der Autor die wichtigsten Spezifika hervor, zum Beispiel: Frauenherzen sind kleiner als Männerherzen, müssen achtmal mehr pro Minute schlagen und pumpen dennoch weniger Blut (3,6 Liter) durch den Körper. Bei Männern sind es zirka 4,5 Liter. Frauenherzen erregen sich rascher und leiten die Erregungen schneller weiter als Männerherzen. Die Erregungsrückbildung jedoch dauert bei Frauen länger als bei Männern. Damit haben Frauen ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen und das lebensbedrohliche Kammerflimmern. Rhythmusstörungen bei Männern führen eher zu Vorhofflimmern. Auch bei kardiovaskulären Erkrankungen unterscheiden sich die Symptome. So kommt der bei Männern typische retrosternale Schmerz beim Herzinfarkt bei Frauen nur selten vor. Vielmehr erleiden sie Infarkte ohne verengte Koronargefäße, wobei aber ein Blutgerinnsel plötzlich die Kranzgefäße verstopfen kann. An Symptomen äußern sie oft Übelkeit, Rückenschmerzen, Druckgefühl im Oberbauch, Luftnot und Leistungsschwäche. Medizinische Lehrmeinungen standardisierten lange Zeit die männliche Symptomatik für beide Geschlechter – sehr zum Nachteil der Frauen. Auch Männer können benachteiligt sein Bei anderen Krankheiten erfahren Männer hinsichtlich Diagnose und Therapie Benachteiligung. Osteoporose zum Beispiel hielt sich lange als eine Alterskrankheit der Frau. Bei älteren Männern wurden dagegen starke Muskel- und Knochenschmerzen am Rumpf für „Volksleiden Rückenschmerzen“ gehalten. Vermutlich deshalb, weil Statistiken aussagen, dass Rückenschmerzen bei (jüngeren) Männern der meistgenannte Grund für einen Arztbesuch sind, häufig zu Krankschreibungen führen und Frühverrentungen begründen. Doch auch bei älteren Männern können die Knochen brüchig werden. Auch Depressionen wurden bei Männern lange unter- oder fehldiagnostiziert, was besonders junge Männer in die Alkohol- und Drogensucht und den Suizid führte. Das Buch klärt ausführlich über gesundheits- und medizinisch relevante Geschlechtsspezifika auf. Es regt an, sich mit der eigenen Gesundheit und Befindlichkeit auseinanderzusetzen. Es hilft, Symptome besser wahrzunehmen, zu verstehen und einzuordnen. Es ermutigt, Fragen zu stellen und mit Ärztinnen und Ärzten offen und ohne Scheu zu kommunizieren. Sehr empfehlenswert! ' Kontaktinformationen Cornelia M. Kopelsky Service für bewegende Publikationen Freie Fachjournalistin und Fachautorin Feckweilerbruch 28 55765 Birkenfeld/Nahe Publikationen@CMKopelsky.de www.CMKopelsky.de

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