Medien & Veranstaltungen 44 AGR aktuell 2024/72 | Aktion Gesunder Rücken e. V. >> Gendermedizin: So heilt man heute Frauen und Männer sind anders krank Cornelia M. Kopelsky I Service für bewegende Publikationen Die kleinen Unterschiede leicht verständlich auf den Punkt gebracht Die Gendermedizin ist eine noch recht junge Fachdisziplin der Humanmedizin. Sie befasst sich mit den biologischen, psychosozialen und kulturellen Unterschieden der Geschlechter und deren Einflussnahme auf Gesundheit, Erkrankungen, Krankheitserleben, Therapien und Prävention. Ihre Ziele sind, Krankheitssymptome differenzierter zuzuordnen, geschlechtersensibler zu diagnostizieren und Therapien individueller und gerechter anzupassen. Sowohl an Forschung als auch an praktischer Umsetzung besteht hierzulande im Vergleich zu den USA noch Aufholbedarf. Umso dankbarer darf man Burkhard Sievers für sein Buch sein, in dem er leicht verständlich bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse und die praktische Anwendbarkeit der Gendermedizin vermittelt. Frauen und Männer sollen um die vielen kleinen Unterschiede und deren markanten Folgen für die Gesundheit wissen. Das stärkt ihre präventive Selbstfürsorge und kann im Krankheitsfall entscheidend für den Behandlungs- und Genesungserfolg sein. Geschlechtsspezifische Unterschiede kennen Der Autor ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie, hat eine Zusatzqualifikation Gendermedizin erlangt und engagiert sich als stellvertretender Vorsitzender in der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin e. V. In den einleitenden Kapiteln veranschaulicht er, wie es zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden kommt, die sowohl die Symptomatik als auch die Krankheitsverläufe betreffen. Obwohl Frauen und Männer neben ihren jeweils eigenen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen die gleichen inneren Organe mit den gleichen Funktionen haben, ticken ihre Körper und auch ihre Seelen anders. Biologisch sind es vor allem die Gene, die Hormone und der Stoffwechsel, die die weiblichen und männlichen Spezifika ausmachen. So profitieren Herz, Gehirn und Immunsystem bei Frauen von ihrem doppelten X-Chromosom. Das weibliche Immunsystem kann Infektionen besser abwehren und bildet nach Impfungen schneller Antikörper als das männliche. Der Nachteil aber ist, dass Frauen häufiger Autoimmunkrankheiten bekommen, weil ihr Immunsystem oft überreagiert und körpereigene Zellen angreift wie bei Morbus Hashimoto, Multipler Sklerose oder Rheuma. Dagegen haben Männer aufgrund ihres Y- und ihres nur einfachen X-Chromosoms andere Erbinformationen, die ihr Immunsystem weniger stark ausbilden. Damit lässt sich zum Beispiel das erhöhte geschlechtsabhängige Krebsrisiko erklären. Auch die Geschlechtshormone wirken außerhalb ihrer Sexualfunktionen auf Gesundheit und Krankheit anderer Funktionssysteme ein: Das weibliche Östrogen stärkt das Immunsystem, während das männliche Testosteron es schwächt. Das könnte der Grund dafür sein, dass Testosteron eine schwerer verlaufende COVID-19-Erkrankung bei Männern verursachen kann. Doch ein ausgeglichener Testosteronspiegel wiederum schützt die Männer vor Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes. Dagegen kommt Typ-2-Diabetes bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Ebenso finden sich Unterschiede bei den Organfunktionen und Stoffwechselvorgängen: Darm und Leber arbeiten bei Frauen langsamer, was heißt, dass Frauen langsamer verdauen als Männer. Die Nahrung und auch Burkhard Sievers: So heilt man heute – Die häufigsten Volkskrankheiten geschlechtsspezifisch behandeln 208 Seiten, farbige Illustrationen ZS-Verlag, München 2023 ISBN 978-3-96584-303-5 Preis: 24,99 € AGR-Medientipp
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