29 Interdisziplinäre Fachbeiträge AGR aktuell 2024/72 | Aktion Gesunder Rücken e. V. naler Bedürfnisse in Form von Mikro- und Makrobewegungen spontan selbst organisieren können. Das heißt, die Technik beziehungsweise Funktion erkennt die „Bewegungslogik“ seines „Besitzers“ und reflektiert automatisch dessen Bewegungsbedarf. Dieses „physiologisch intelligente Sitzverhalten“ fördert das Zusammenspiel von Sensoren, Nerven, Gehirn und Muskulatur. Dreh- und Angelpunkt einer solchen Sitzkinematik ist eine frei fließende und von der Synchronmechanik losgelöste dreidimensionale Sitzflächenbeweglichkeit – „Freischaltung des Beckens“ – zur Förderung eines komplexen Zusammenspiels der Segmente Beine, Becken, Wirbelsäule, Schultern und Kopf. Die biomechanische Analyse des Körpers zeigt, dass es vor allem die dreidimensionalen Bewegungen des Beckens sind, die das gesamte Muskel- und Skelettsystem aktivieren und somit ein rücken- und stoffwechselgesundes Sitzverhalten gewährleisten. Ein gut funktionierendes propriozeptives System stellt die Grundlage dafür dar. Literatur Beim Verfasser erhältlich ' Kontaktinformationen Dr. Dieter Breithecker Gesundheits- und Bewegungs- wissenschaftler 65620 Waldbrunn dr@breithecker.net Dr. Dieter Breithecker „Halte den Rücken gerade und gehe in die Hocke!“ Seit Jahrzehnten ist dies das Credo für eine gesunde Hebetechnik. Doch ist das auch wirklich so? Mithilfe eines neuen Verfahrens, der ComputerMyoGrafie (CMG) zur Bewegungs- und Belastungsanalyse von Bewegungen können verschiedene Hebetechniken und -geschwindigkeiten mit ihren Auswirkungen auf Muskeln und Gelenke bestimmt und miteinander verglichen werden. Wie erkennen wir ergonomische und gesundheitsförderliche Bewegungsabläufe? Im Ergonomie-Coaching wird häufig die Frage gestellt, welche Bewegung die richtige, die bessere ist. Ziel ist es, bei häufig wiederkehrenden Bewegungen und Tätigkeiten mit Zusatzgewicht die Belastung auf die Person so gering wie möglich zu halten, damit Gelenke maximal geschont werden. Das Heben von schweren Gegenständen ist eine alltägliche Bewegung. Seit Jahrzehnten ist dafür die „korrekte“ Bewegungsvorstellung weit verbreitet: Halte den Rücken gerade und gehe in die Hocke! Die Arbeit sollen die Beine übernehmen. Es ist wichtig, diejenigen Faktoren zu verstehen, die bei verschiedenen Hebetechniken auf die Lendenwirbelsäule einwirken und welche Belastung dabei entsteht (Dreischarf et al. 2016). Ein potenzieller Faktor, der eine Rolle bei der Gelenkbelastung spielt, ist die Hebegeschwindigkeit. Wie kann Belastung überhaupt gemessen werden? Ausgangspunkt für eine biomechanische Betrachtung von Gelenkbelastungen ist eine reliable, objektive und valide Messtechnik. Es >> Gibt es eine richtige und eine falsche Hebetechnik? „Myonardo“ – ein digitales Modell zur Belastungsanalyse menschlicher Bewegungen André Schwarze I Universität Münster, Arbeitsbereich Bewegungswissenschaft
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