59 Medien & Veranstaltungen AGR aktuell 2024/71 | Aktion Gesunder Rücken e. V. auf Dauer die Arterien und Koronargefäße. Wie sensibel die Gefahren anhaltender Stressbelastungen kommuniziert werden müssen, zeigen die Aussagen des Psychokardiologen Jochen Jordan auf die Fragen des Autors nach den psychologischen Hintergründen zu Zusammenhängen von Dauerstress, Hypertonie und Herzinfarkt sowie zu Wirkungsweisen von Entspannungsverfahren als therapeutische und präventive Anwendungen. Abschließend beschreibt dieses Kapitel, wie Puls und Atmung zusammenhängen. In den folgenden Kapiteln bespricht Thomas Mengden weitere Grundlagen, wie Funktion und Messungen des Blutdrucks, systolische und diastolische Hypertonie, Gefahren des chronischen Bluthochdrucks, Beruhigung von Herzschlag und Puls durch verlangsamte Atmung, Anatomie und Physiologie der Lunge sowie die autonom und bewusst gesteuerte Atmung. Anatomische Zeichnungen und Grafiken veranschaulichen die Theorie. Mit einem Interview mit Yoga-Lehrerin Ines Mikisek zum entschleunigten Atem fließt die Theorie nahtlos in die Übungspraxis des Yoga über. All dieses Wissen ist voraussetzend, um Bluthochdruck und Therapieformen zu verstehen und damit selbstkontrollierend umgehen zu lernen. Daraus kann Bereitschaft wachsen, sich auf Entspannungsverfahren einzulassen und diese als Lernwege zum Stressmanagement zu nutzen. Yoga steht hier als Beispiel für viele andere achtsamkeitsbasierte Entspannungsverfahren, die durch ihre meditative Übungspraxis auf Körper, Geist und Seele ausgleichend wirken. Der Grund dafür dürfte sein, dass Yoga sehr populär geworden ist und von vielen Menschen als Sportart gesehen wird, zu der sie eher Zugang haben als zu einer weniger bekannten Methode. Der ursprüngliche Yoga war geprägt von Yoga-Haltungen. Dank neuen Erkenntnissen aus der Sportmedizin, der Biomechanik und der Faszienforschung wird nun mehr ein „bewegender“ Yoga, der sich der funktionellen Gymnastik annähert, praktiziert. Wie bei anderen Verfahren wie Qi Gong, Feldenkrais, Tai-Chi oder Autogenem Training belegen wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der bewussten und verlangsamten Atmung auf die Senkung des Bluthochdrucks; regelmäßiges, geduldiges Üben ist natürlich voraussetzend. Es dauert eine Weile, bis sich die individuell geeigneten Übungsformen verinnerlicht haben und ihre Wirkung zeigen. Auch ein langsamer Weg führt zum Ziel. Daher ist die Aussage „Bluthochdruck einfach wegatmen“ auf der vierten Umschlagseite weder zutreffend noch zielführend. Als Gastautorin stellt Ines Mikisek die Übungspraxis des Yoga vor. Zum Einstieg rät sie, die langsame Bauchatmung zu üben, um die ent- spannende Wirkung des längeren Ausatmens und des kürzeren Einatmens zu spüren. Es folgen Hinweise zu liegenden und sitzenden Körperpositionen, die das Atmen und die Atem- übungen erleichtern, auch mit Tipps zur Unterlagerung bestimmter Körperteile für eine bessere Entspannung. Dann leitet sie Dehnungs- und Mobilisierungsübungen zur Vorbereitung der Atemräume und -muskeln auf die Yoga-Atemtechniken an. Die Anleitungen sind illustriert, sodass Übungspositionen und -abläufe gut nachvollziehbar sind. Die Übung „Der Fisch“ zur Dehnung der Brustmuskeln ist allerdings eher abschreckend als einladend dargestellt. Die zwei Abbildungen zeigen jeweils eine völlig überstreckte Wirbelsäule in Rückenlage; auf dem zweiten Bild sind zudem BWS und Kopf jeweils mit einem viel zu hohen Yoga-Klotz unterlagert. Auch der Text irritiert, hier heißt es unter anderem: „… Bringen Sie [in Rückenlage] die gestreckten Arme unter Ihren Oberkörper.“ – Zur Erlernung der bewussten Atemlenkung empfiehlt die Autorin ein „4-Wochen-Programm“, um zum einen für die tiefe Bauchatmung Übungsroutine zu erlangen und zum anderen bei kürzerem Einatmen und längerem Ausatmen die Atemfrequenz pro Minute allmählich verringern zu können. Der so verlangsamte Atem bildet die Basis für die 4-Phasen-Atmung und für die typischen Yoga-Atemtechniken wie die „Ozeanische Atmung“ und die „Wechsel- atmung“. – Es folgen noch Erklärungen zu Wechselwirkungen zwischen Atmung und Entspannung. Dazu werden auch Beispiele anderer Entspannungsverfahren angeführt. Der Beitrag der Gastautorin endet mit einer Anleitung zu einer meditativen Kurzpause. Im Ratgeberteil geht Thomas Mengden auf weitere interessante Themen ein. Sehr aufschlussreich ist sein Beitrag über die positiven Veränderungen des Gehirns beim Meditieren. Im neurowissenschaftlichen Tiefgang erörtert er die stillen Reserven des Gehirns oder seine Neuroplastizität sowie die Zunahme von Nervenzellen im Hippocampus. – Hilfreich für Menschen, die sich nur schwer auf Meditation einlassen können, sind die Erklärungen zur Anwendung von Biofeedback des Blutdrucks. Eine appgestützte Yoga-Atmung zur Atemtaktung und kontrollierten Blutdruckentspannung, „BP-Relax“, auch eine Art Biofeedback, wird noch getestet. – Sehr wichtig sind die Vorschläge zu regelmäßiger Bewegung. Erwiesenermaßen können Ausdauertraining, Spaziergänge, Schwimmen, ja sogar Gartenarbeit den Blutdruck senken, den Ruhepuls verbessern und den Vagus stärken. Wichtig zu wissen ist auch, mit dem Sport nicht zu übertreiben; es darf kein zusätzlicher Stress entstehen. Am Schluss des Buchs sind die zehn wichtigsten Botschaften zur Blutdrucksenkung zusammengefasst. Und es gibt ein Quellen- und Sachverzeichnis sowie Literaturempfehlungen des Autors. ' Kontaktinformationen Cornelia M. Kopelsky Service für bewegende Publikationen Freie Fachjournalistin und Fachautorin Feckweilerbruch 28 55765 Birkenfeld/Nahe Publikationen@CMKopelsky.de www.CMKopelsky.de
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