Interdisziplinäre Fachbeiträge 24 AGR aktuell 2024/71 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Rückenschmerzen gehören in Deutschland seit langem zu den größten Gesundheitsproblemen. Fast ein Drittel der Bevölkerung leidet darunter. Dies bedeutet neben dem persönlichen Leid jedes einzelnen Menschen auch eine große Belastung für die Wirtschaft durch Arbeitsausfälle aufgrund von Rückenschmerzen. Drei alltägliche Beispiele aus der Praxis Frau Müller, Assistentin der Geschäftsführung, klagt über Rückenschmerzen. Die Kollegen schätzen sie sehr und nutzen das stets offene Ohr von Frau Müller für ihre eigenen Probleme. Sie ist die gute Seele der Firma. Und dennoch sagt sie: „Natürlich habe ich Rückenschmerzen! Ich trage die Last, die andere bei mir abladen.“ Herr Schmidt ist Anfang 30, Diplom-Kaufmann in einer IT-Firma. Sein Chef hat ihn gebeten, zusätzlich zu seinen Controlling-Aufgaben die Funktion des Datenschutzbeauftragten und des Informationsmanagers zu übernehmen. Der Bitte des Chefs hat er zugestimmt, denn er erhofft sich dadurch einen weiteren Karriere- schritt. Ein paar Wochen später sitzt er beim Hausarzt und klagt: „Ich versuche der Menge an Arbeitsthemen gerecht zu werden. Und gleichzeitig spüre ich immer mehr Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich.“ Frau Weller ist verzweifelt: Ihre Kollegin ist schwanger und in Mutterschutz. Ein weiterer Kollege ist kurzfristig erkrankt. Frau Müller überbrückt die beiden Personalausfälle. Täglich jongliert sie unterschiedliche Aufgabengebiete. Sie möchte allen Anforderungen gerecht werden. Abends auf dem Sofa sagt sie zu ihrem Ehemann: „Die viele Arbeit erdrückt mich. Mein Körper ist völlig verspannt.“ Drei Menschen in unterschiedlichen Situationen mit ähnlichen Symptomen. Verhältnisse vor Verhalten Nehmen wir einmal an, dass alle drei Arbeitgeber den Arbeits- und Gesundheitsschutz vorbildlich umgesetzt haben. Vorgesetzte kommen ihrer Führsorgepflicht nach. Gefährdungsbeurteilungen sind erstellt und psychische Belastungen berücksichtigt. Medizinische Vorsorgeuntersuchungen sowie Gesundheitsangebote stehen den Mitarbeitenden zur Verfügung. Ergonomische Faktoren sind bei der Gestaltung der Arbeitsplät- ze berücksichtigt. Bildschirmarbeitsplätze verfügen über elektrisch höhenverstellbare Schreibtische. Bürodrehstühle machen dynamisches Sitzen möglich. Auf die Einhaltung der Arbeitszeit- und Pausenregelung wird geachtet. Die Verhältnisse in allen drei Unternehmen stimmen also. Und dennoch klagen die Mitarbeitenden über gesundheitliche Probleme, ins- besondere im Bereich des Rückens, der Schulter und des Nackens. Resilienz als Navigator für einen gesunden Rücken Neben den Verhältnissen am Arbeitsplatz spielt das Verhalten der Mitarbeitenden eine wichtige Rolle, um die Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Resiliente Fähigkeiten können als Navigator für einen gesunden Rücken dienen. Durch resilientes Verhalten können präventiv Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit erhöht werden. Der Mensch wird widerstandsfähiger im Umgang mit inneren und äußeren Stressoren. Resilienz erhöht die Möglichkeit zur erfolgreichen Bewältigung von Spannungszuständen. Wie lautet die Definition von „Resilienz“? Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erklärt den Begriff Resilienz wie folgt: „Der Begriff der Resilienz wird in verschiedenen Wissenschaften benutzt, unter anderem in der Physik, in der Soziologie und der Medizin. In der Materialkunde bezeichnet er Stoffe, die auch nach extremer Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren. Übersetzt wird er häufig als ‚Widerstandsfähigkeit‘. Bezogen auf den Menschen beschreibt Resilienz die Fähigkeit von Personen oder Gemeinschaften, schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder >> Resilienz als Navigation für einen gestärkten Rücken Gelassener auf Stress reagieren Anja Riederer I Freiberufliche Resilienz-Trainerin, AGR-Expertin für Ergonomie und Rückengesundheit
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