Interdisziplinäre Fachbeiträge 26 AGR aktuell 2023/70 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Bewusstsein und automatisiert ablaufen und das Gehirn bei der Steuerung wesentlich weniger Energie benötigt. Der Nachteil: Auch unphysiologische motorische Programme werden aktiviert, wenn sie lange genug trainiert wurden. Dadurch erklären sich unter anderem die vielen Rückenbeschwerden, über die vor allem Vielsitzer häufig klagen. Dem Gehirn kommt die Aufgabe zu, alle zur Verfügung stehenden Daten und Informationen in Millisekunden zu analysieren, zu bewerten und perfekt zu koordinieren. Je besser (qualitativ und quantitativ) die eingehenden Bewegungsdaten sind, umso besser die Koordinationsfähigkeit. Bei wenig Input, also beispielsweise bei konzentrierter Bildschirmarbeit, sinkt der Bewegungsinput rapide und das Nervensystem kann das komplexe Muskelspiel nicht mehr optimal steuern. In komplexen Systemen spielt das Zusammenspiel aller Komponenten eine große Rolle. Ist ein Teil der Kette nicht für die vorgesehene Aufgabe bereit, sucht das Gehirn eine Alternativlösung. Im Falle der permanent notwendigen Stabilisierung der Wirbelsäule greift die sensomotorische Steuerung auf eine Muskelgruppe zu, deren eigentliche Aufgabe nicht die Stabilisierung der Wirbelkörper ist (polysegmentale Muskeln). Wenn diese Muskeln nun dauerhaft kontrahieren müssen (zum Beispiel bei Bildschirm- oder Bürotätigkeiten), werden Stoffwechselrestprodukte nicht mehr richtig ausgeschieden, von den Nozizeptoren als schädlicher Reiz erkannt, worauf als Schutzmechanismus Signale über das periphere Nervensystem an das zentrale Nervensystem gesendet werden. Vom Gehirn werden die Signale als konkrete Schmerzempfindung interpretiert, die Menschen im Büro oder Home-Office nur allzu gut kennen. Spezieller Bioswing-Bürostuhl kann Abhilfe für Vielsitzer schaffen Eine unter der Sitzfläche des Stuhles integrierte adaptive Schwingmechanik entkoppelt und reflektiert die beim Sitzen entstehenden Bewegungsimpulse präzise und nachhaltig. Diese Bewegungs-Rückkopplungstechnologie wurde an die Körperlogik des Menschen und sein Bewegungsspektrum beim Sitzen angeglichen und ist darauf ausgelegt, den menschlichen Bewegungsablauf zu unterstützen und gleichzeitig ergonomisch optimale Sitzpositionen zu fördern. Wenn Büromenschen das volle Potenzial der Mechanik nutzen, können sie Sitzphasen zu einem automatischen Bewegungstraining machen und so Rückenschmerzen und Bewegungsmangel wirkungsvoll vorbeugen. Denn die vom Sitzenden ausgehende Bewegungsimpulse werden nicht mehr gebremst, sondern reflektiert, was zu äußerst positiven Ergebnissen führt: { Die kleinen Bewegungen trainieren und stabilisieren automatisch die Stabilisierungsmuskulatur der Wirbelsäule. { Das Gehirn erhält aufgrund dieser regelmäßigen, kleinen Bewegungen relevante Bewegungsdaten, die die Verschaltung im Gehirn anregen und dadurch die Koordination und die motorischen Programme der Muskelsteuerung optimieren. { Kleine aktive Bewegungsübungen (zum Beispiel Hula-Hoop) verbessern die Stabilisierung der Tiefenmuskulatur. Schon 15 bis 20 Sekunden immer wieder zwischendurch reichen aus, um die rund 150 kleinen Muskeln entlang der Wirbelsäule gezielt zu aktivieren. Der therapeutische Einsatz der Bioswing-Technologie Das „Bioswing-Posturomed“ hat als sensomotorisches Therapie-, Präventions- und Befunderhebungsgerät die Grundausstattung von Praxen nachhaltig beeinflusst und sogar eine eigenständige Therapiemethode hervorgebracht: die „posturale Schmerztherapie“.
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