AGR aktuell Ausgabe 70

Interdisziplinäre Fachbeiträge 20 AGR aktuell 2023/70 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Langes und falsches Sitzen am Arbeitsplatz macht auf Dauer krank. Die Folgen sind oftmals Rückenschmerzen oder Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. Auch die psychische Beanspruchung nimmt zu. Deshalb ist es besonders wichtig, Büro- und Bildschirmarbeitsplätze sowie den Arbeitsalltag so zu gestalten, dass Bewegungspausen möglich sind und lange Sitzphasen vermieden werden. Bildschirmarbeitsplätze befinden sich in der Regel in Arbeitsräumen, die mit Bildschirmgeräten und sonstigen Arbeitsmitteln, wie beispielsweise Maschinen, weiteren Geräten, Möbeln und Einrichtungen, ausgestattet sind [1]. Der Büro- und Bildschirmarbeitsplatz dient Beratungs-, Entwicklungs-, Verwaltungs- oder Kommunikationstätigkeiten. Hier werden vor allem Informationen erzeugt, erarbeitet, bearbeitet, ausgewertet, empfangen oder weitergeleitet. Die Anzahl der Bildschirmarbeitsplätze hat im Laufe der letzten Jahre drastisch zugenommen. Das Statistische Bundesamt [2] gibt an, dass 33 Millionen der insgesamt 39,5 Millionen erwerbstätigen Internetnutzer ab 16 Jahren in Deutschland 2018 mit Computern oder computergesteuerten Geräten und Maschinen arbeiteten. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung ist davon auszugehen, dass diese Zahl künftig noch weiter ansteigen wird. Langes Sitzen macht krank! Langes, ununterbrochenes Sitzen während der Büro- und Bildschirmarbeit geht mit gesundheitlichen Beschwerden wie Rückenschmerz, Adipositas und psychischen Belastungen einher. Bewegungsmangel am Arbeitsplatz ist damit ein relevantes Problem unserer Zeit. „Denn Studien zeigen: Acht Stunden sitzen und dann abends eine Stunde bewegen – das ist nicht das, was der Körper braucht!“, so Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler und Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Folgende gesundheitliche Beeinträchtigungen sind häufig durch zu langes Sitzen bedingt: { Schmerzen im unteren Rücken { Nacken- und Schulterbeschwerden { Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf- Erkrankungen { Fettleibigkeit { psychische Beanspruchungen { Augenbeschwerden Durch die technischen Entwicklungen, die neuen Wege der Kommunikation und die damit verbundene Informationsflut verdichten sich Arbeitsaufkommen, -tempo und -pensum des Einzelnen. Daher rücken neben der eher klassischen ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung die sogenannten weichen Faktoren immer mehr in den Blickpunkt. Dazu zählen >> Warum ein ergonomischer Stuhl alleine das Problem nicht löst Büro- und Bildschirmarbeitsplätze in Deutschland Anja Riederer I Fachkraft für Arbeitssicherheit, Systemische Beraterin, Business Coachin und Live E-Trainerin AGR-Expertin für Ergonomie und Rückengesundheit zum Beispiel die Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen, die Arbeitsumgebung sowie die neuen Arbeitsformen. Betriebliche Lösungsansätze für die Praxis Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen diskutierten 2019 in Berlin in einem Workshop die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Gesundheitsgefährdung durch lange, wenig unterbrochene Sitzzeiten am Arbeitsplatz und zeigten betriebliche Lösungsansätze auf [3]. Dabei wurden folgende Empfehlungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung ausgesprochen: { Die Arbeitsaufgaben sollten so gestaltet werden, dass ein Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegung möglich ist. { Lange, ununterbrochene Sitzperioden (länger als 30 Minuten) sollten vermieden werden. { Die Beschäftigten sollten über die gesundheitlichen Risiken durch zu langes Sitzen aufgeklärt werden. { Den Beschäftigten sollte die Möglichkeit geboten werden, das eigene Sitzverhalten zu beobachten und zu reflektieren

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