Interdisziplinäre Fachbeiträge 18 AGR aktuell 2023/70 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Meine Devise lautet: „Wohlweh hilft heilen.“ Das heißt, Schmerz muss zwar zu spüren sein, aber nur so stark wie nötig. Denn exakt die Empfindung „Wohlweh“ macht bei der Selbsthandlung deutlich: Hier ist genau die richtige Stelle, das Epizentrum der Beschwerden. Ist dieser Wohlweh-Bereich gefunden, kann Heilung einsetzen. Auf einer Schmerzskala von 1 (fast nicht schmerzhaft) bis 10 (sehr schlimm) liegt der Wohlweh-Schmerz bei maximal 3. Diese zentrale Empfindung reguliert die faszialen Strukturen, erweitert die Bewegungsmöglichkeiten und baut Fehlregulationen wie falsche Bewegungsmuster schnellstmöglich wieder ab. Das macht den Körper spürbar leicht und geschmeidig. Das ist das Ziel der Cupping-Physiotherapie! Faszien sind klug Faszien sind schlau. Mit über 250 Millionen Sensoren spüren sie alles sehr gut auf, was auf unseren Körper einwirkt. Faszien sind wie unser sechster Sinn, ausgestattet mit Schmerzempfindlichkeit, Bewegungssteuerungsrezeptoren und Tiefensensibilität. Diese sind wichtig für eine angemessene körperliche Reaktion auf Störungen. Cupping plus Physiotherapie ist die moderne, zweckmäßige Methode der Faszien-Selbstbehandlung. Diese neuartige, erprobte und zielführende Selbstbehandlungsmethode ist frei von modischen Trends, basierend auf qualifiziertem, physiotherapeutischem Fachwissen und moderner Faszienwissenschaft. Sie bietet daher sowohl eine theoretische als auch eine praktische Hilfestellung zur Selbstbehandlung. Doch bei allem, was man tut, sollte man selbstkritisch bleiben, denn selbstverständlich ersetzt diese Methode nicht einen Arztbesuch oder eine gezielte, individuelle Physiotherapie. Wie funktionieren die Cups? Die Cupping-Physiotherapie ermöglicht eine Ganzkörperbehandlung. Sie wirkt von außen angewendet auf den gesamten Körper wie auch auf das Körperinnere. Die äußere Faszienumhüllung des Körpers kann man sich wie einen Taucheranzug vorstellen. Die Faszienhüllen können zahlreiche Einengungen, Verklebungen oder Verfilzungen aufweisen, was nachteilige Konsequenzen für das Körperinnere hat. Die Folge äußerer faszialer Veränderungen können Bewegungseinschränkungen, Organbelastungen oder myofasziale Dysfunktionen, also Schmerzen oder funktionelle Störungen im Bewegungsapparat, bei denen der auslösende Faktor in der muskelumhüllenden Struktur liegt, sein. Mit den Cups wird der Faszien-Taucheranzug wieder zu einer geschmeidigen Hülle, die Bewegungsfreiheit verschafft. Die gezielten, physiotherapeutisch bewährten Übungen, die auf dieses Ziel ausgerichtet sind, bringen den Körper wieder ins Lot. Auch den körperinneren Faszien wird dann mehr Elastizität und Leichtigkeit zuteil. Dadurch erlangen Anwender wieder eine wohltuende Beweglichkeit und schlussendlich mehr Schmerzfreiheit. Regelmäßiges Cupping ist wichtig Um die Erfolge der Cupping-Physiotherapie wirklich zu spüren, braucht es etwas Geduld und Beharrlichkeit. Faszien sind ein Leben lang regenerationsfähig und man selbst kann daran effektiv mitarbeiten. Mit dem richtigen individuellen Konzept wird die Regeneration nachhaltig beschleunigt. Regelmäßiges Cupping, am besten fünfmal pro Woche, verschafft den Faszien neue Spannkraft. Schon nach etwa fünf Monaten Selbstbehandlung kann der Effekt beim Griff in das Fasziengewebe am Arm oder Rücken deutlich ausgemacht werden. Nach sieben Monaten wird sich die gesamte Faszienstruktur im Körper nachvollziehbar verjüngt und erneuert haben. Das belegen wissenschaftliche Studien und meine Erfahrung in der Anwendung bei Patienten eindeutig. Wie wirkt Cupping? Die nachfolgenden Grafiken zeigen in sche- matischer Darstellung die Wirkung von Cupping. Der fasziale Gewebeaufbau mit seinen myofaszialen Strukturen unter der Haut im Normalzustand Silikon-Cups zur Faszienselbstbehandlung Der Unterdruck zieht sogartig die faszialen und myofaszialen Strukturen an, es entsteht eine deutliche Scherwirkung im Gewebe. Durch Druck und Schub mit dem Cup-Rand verschiebt sich das fasziale Gewebe mit seinen myofaszialen Strukturen wie die Bugwelle eines Schiffes.
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