AGR aktuell Ausgabe Frühjahr 2023

Berichte aus den Verbänden 36 AGR aktuell 2023/69 | Aktion Gesunder Rücken e. V. >> DVMB – Morbus Bechterew frühzeitig erkennen Ein starkes Netzwerk für Morbus-Bechterew-Betroffene und deren Angehörige Nach Informationen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e. V. Bundesverband (DVMB) Morbus Bechterew, auch ankylosierende Spon- dylitis oder kurz AS genannt, ist die häufigste Unterform der Spondyloarthritiden. Unter diesem Begriff werden verschiedene entzündlich-rheumatische Erkrankungen zusammengefasst, bei denen es zu chronischen Entzündungen, vor allem im Bereich der Wirbelsäule, kommt. Typisch bei Morbus Bechterew sind Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule. Im Verlauf können sich Verknöcherungen ausbilden, weshalb die Erkrankung fachsprachlich Spondylitis ankylosans heißt, was so viel Knapp zwei Drittel der Deutschen ist innerhalb eines Jahres von Rückenschmerzen betroffen. In einer Studie zur Krankheitslast in Deutschland des RKI gaben 15,5 Prozent der Befragten an, unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden (BURDEN 2020). Die Gründe für Rückenschmerz sind vielfältig. Eine Ursache kann Morbus Bechterew sein, eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, insbesondere der Wirbelsäule. Die Differenzialdiagnostik ist schwierig, was häufig eine rasche Diagnose verzögert und damit auch eine zeitnahe, spezifische Therapie. bedeutet wie „versteifende Wirbelsäulenerkrankung“. Morbus Bechterew ist nicht heilbar, allerdings können die entzündlichen Prozesse durch geeignete Behandlung reduziert oder sogar inaktiviert werden – unter der Voraussetzung, dass die Krankheit möglichst schnell erkannt wird. Doch dies ist nicht so einfach, da sich die Schmerzen nur schwer von allgemeinen Rückenschmerzen unterscheiden lassen. Für Betroffene ist bei einem Verdacht auf eine rheumatologische Erkrankung eine Rheumatologin die richtige Fachärztin. Frauen „ticken“ anders als Männer Vom Auftreten der ersten krankheitstypischen Symptome bis zur Diagnosestellung vergehen durchschnittlich fünf bis sieben Jahre, bei Frauen sogar noch mindestens zwei Jahre mehr – zu viel Zeit, um den Krankheitsverlauf noch wesentlich abmildern zu können. Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig wird einfach nicht an die Möglichkeit eines Morbus Bechterew gedacht. Patienten wie auch Therapeuten interpretieren Rückenschmerzen häufig nicht rheumatologisch. Darüber hinaus verläuft die Krankheit bei Frauen anders als bei Männern. Die ersten bzw. die Hauptsymptome äußern sich bei Frauen meist im Bereich der peripheren Gelenke, was zur Erstdiagnose einer rheumatoiden Arthritis (klassisches Gelenk- rheuma) verleitet. Auch die Sehnenansätze sind bei Frauen zu Beginn der Erkrankung häufiger betroffen als bei Männern, zudem mit einem anderen Verteilungsmuster im Körper. Diese Beobachtung führt ebenfalls schnell zu einer Fehldiagnose, nämlich zur Erstdiagnose eines Fibromyalgie-Syndroms (nichtentzündliches „Weichteilrheuma“). Zudem schildern, empfinden und bewerten betroffene Frauen ihre Beschwerden anders als Männer, was die Differenzialdiagnostik ebenfalls beeinflussen kann. Je früher die Diagnosestellung, desto geringer das Risiko einer Chronifizierung Je mehr Zeit bis zur richtigen Diagnose und damit zur spezifischen Therapie vergeht, umso höher ist das Risiko, dass sich ein chronischer Schmerz entwickelt, der sich „verselb-

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