AGR aktuell Ausgabe Frühjahr 2023

Berichte aus den Verbänden 34 AGR aktuell 2023/69 | Aktion Gesunder Rücken e. V. >> Osteopath werden!? Transparenz und Sicherheit als Mitglied im Osteopathie-Verband Jacqueline Damböck I Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BVO und Claus Habel I Osteopath, Heilpraktiker, Dipl.-Physiotherapeut (FH) Die Methode der Osteopathie [2] entwickelte der US-amerikanische Arzt Andrew Taylor Still in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seitdem hat sie sich auf dem gesamten Globus ausgebreitet. Sie ist eine interdisziplinär vernetzte und immer stärker nachgefragte Medizinform. Aktuell bewältigen hierzulande rund 10.000 osteopathische Therapeuten etwa zehn Millionen Patientenkontakte jährlich. Verwunderlich ist es daher schon, dass es bisher noch keine berufsgesetzliche Regelung für die Ausübung der Osteopathie in Deutschland gibt. Um einen gewissen Sicherheitsstandard für Therapeuten und Patienten sicherzustellen, übernehmen die Berufsverbände – wie beispielsweise der Bundesverband Osteopathie e. V. (BVO) – die Qualitätssicherung. Hierzu wurde vor etwa 15 Jahren ein einheitliches Konzept für die berufsbegleitende Ausbildung in Osteopathie entwickelt. Rund zehn Millionen Patientenkontakte haben die etwa 10.000 in Deutschland tätigen osteopathischen Therapeuten im Jahr. Die Patientenzufriedenheit ist wohl bei keiner anderen medizinischen Berufsgruppe höher: Fast alle würden laut einer Patientenumfrage aus 2018 die Osteopathie-Behandlung weiterempfehlen [1]. Seit über 150 Jahren ist die medizinische Methode etabliert – in vielen Ländern sogar gesetzlich anerkannt. Leider noch nicht in Deutschland. Doch die Osteopathie ist ein wichtiger Pfeiler im Gesundheitssystem. Welche Inhalte und welchen Umfang sollte eine qualitativ hochwertige Ausbildung haben? Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Jahr 2010 in dem Richtlinienpapier „Benchmarks for Training in Osteopathy“ Maßstäbe für eine osteopathische Ausbildung veröffentlicht. Es wird darin unterschieden: {{ ein Ausbildungsprogramm, das grundständig, also ohne vorherige medizinische Ausbildung, die Osteopathie vermittelt. Im Umfang entspricht dies einem vierjährigen Vollzeitstudium. {{ ein Ausbildungsweg für medizinische Grundberufe mit mindestens 1.000 Zeitstunden (à 60 Minuten) in Osteo- pathie, als Orientierung für nationale Regelungen. Dieser Ausbildungsweg mit medizinischem Grundberuf ist derzeit in Deutschland Standard, jedoch gibt es – wie erwähnt – keine gesetzliche Regelung der Ausbildung, und auch kein Berufsgesetz. Nach dem Erlernen eines medizinischen Grundberufs folgt in der Regel eine mehrjährige weitere Ausbildung in Osteopathie. Aktueller Konsens in Deutschland Mehrere Schulen und Berufsverbände fanden sich schon 2004 in der Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie (BAO) e. V. zusammen und skizzierten ein Anforderungsprofil für eine berufsbegleitende Osteopathie-Ausbildung. Der BVO war federführend beteiligt, ein Curriculum für die berufsbegleitende Osteo- pathie-Ausbildung und eine entsprechende Prüfungsordnung zu formulieren. Es entwickelte sich ein Konsens zu Inhalt und Umfang – 1.350 Unterrichtseinheiten (UE) à 45 Minuten – und den Voraussetzungen für die berufsbegleitende Ausbildung, wie ein gegebener Gesundheitsberuf. Der Großteil der Osteopathie-Schulen in Deutschland orientiert sich an der Vorgabe von 1.350 UE für eine berufsbegleitende Ausbildung in Osteopathie und unterrichtet sogar darüber hinaus. Vereinzelt gibt es Studiengänge, die grundständig die osteopathische Medizin vermitteln. Die Erlaubnis zur eigenständigen Ausübung der Osteopathie ist mit Abschluss jedoch nicht automatisch gegeben. Es bedarf zudem in einigen Bundesländern die Berechtigung und Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde. Der erforderliche Umfang von 1.350 UE wird nachvollziehbar, betrachtet man die umfangreichen Inhalte. Der Großteil der Ausbildung widmet sich dem Verständnis für die Grundprinzipien und der Philosophie in der Osteopathie sowie der Praxis in den osteopathischen Feldern (wie unter anderem Anamnese, Diagnostik und Therapie). Die bestehenden medizinischen Kenntnisse werden zusätzlich vertieft im Sinne der osteopathischen Denkweise und erweitert mit modernen Kenntnissen (wie unter anderem Anatomie, Biomechanik, Innere Medizin). Das Fachwissen und die praktischen Fähigkeiten werden regelmäßig überprüft. In den Endprüfungen werden die Kompetenzen zur osteopathischen Arbeit in Theorie und Praxis sowie am Patienten festgestellt. Inhalte der Osteopathie-Ausbildung

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