Interdisziplinäre Fachbeiträge 24 AGR aktuell 2022/67 | Aktion Gesunder Rücken e. V. welcher Generation sie gehören, wie fit sie selbst digital sind, wie sie bisher gearbeitet haben und wie lange sie bereits Führungskraft sind, wird das Thema eine andere Bedeutung haben. Die neue Identität von Führungskräften ist hybrid und wird es auch bleiben. Da Führungskräfte in beiden Welten unterwegs sind, werden sie auch unterschiedlich erlebt. Wenn die Führungskraft bisher eine enge Verbindung zu ihrem Team hatte und ihre Tür immer offen war, muss jetzt überlegt werden, wie das digital gestaltet werden kann. Wichtig für Führungskräfte ist dabei, darauf zu achten, dass die Kommunikation im Team immer wertschätzend, empathisch und objektiv bleibt. Das bedeutet, dass das Team die Vorgaben für das Auftreten in Videokonferenzen auch an dem Auftreten der Führungskraft messen wird. Also passend angezogen, bestens ausgeleuchtet, gut gelaunt und selbstverständlich pünktlich zu sein. Führungskräfte müssen in ihrer Vorbildfunktion auf ihren Auftritt achten. Sie sind das Maß der Dinge. Führungskräfte sollten also Orientierung geben, indem sie dem Team mitteilen, was erwartet wird. Gleichzeitig Transparenz darüber herstellen, welchen Anteil jeder am Unternehmenserfolg hat, klare Arbeitsaufteilungen innerhalb des Teams und realistische Arbeitspakete schnüren, damit es nicht zur Überlastung kommt. Wie können Führungskräfte Möglichkeiten für Mitarbeitende schaffen, in Kontakt zu bleiben und Rückfragen zu stellen, wenn Hindernisse auftreten? Wolfgang Stockhausen: Mit der Menge der sinnvollen Kommunikation verhält es sich im Homeoffice genauso wie im Büro. Das menschliche Wohlbefinden ist stark abhängig vom Gefühl sozialer Eingebundenheit. Einige Beschäftigte brauchen mehr Zuwendung und Gespräche, andere weniger. Auch im Home- office gilt, dass Führungskräfte für Gespräche zur Verfügung stehen sollten. Am besten folgen Sie dem individuellen Bedürfnis nach Gesprächen. Susanne Lücke: Ein Kommunikationsvakuum zu verhindern, ist im Homeoffice wichtig. Durch das Etablieren von Tools undWorkflows werden Arbeitsfortschritte von im Projekt Mitarbeitenden und Teams digital sichtbar gemacht. Gemeinsam mit dem Team sollte überlegt werden, welches Medium oder Format für welchen Zweck genutzt werden soll. Empfehlenswert ist, so häufig wie möglich Videokonferenz-Tools einzusetzen. Das hat den Vorteil, dass viele Themen schnell geklärt werden können, Mimik und Gestik Missverständnissen eher vorbeugen und Diskussionen verkürzt werden. Bewährt hat sich, dass während der Videokonferenzen die E-Mail-Programme geschlossen und die Handys ausgeschaltet sind. Darüber hinaus sollte es eine Verpflichtung für alle geben, die Kamera einzuschalten. Wie bei der direkten Kommunikation im Büro sollten alle Beteiligten darauf achten, dass die Kommunikation auch im Homeoffice immer wertschätzend, konstruktiv und respektvoll bleibt. Gerade bei geschriebenen Nachrichten können aufgrunddes höheren Interpretations- spielraums Missverständnisse aufkommen. Zur Erreichbarkeit der Mitarbeitenden und der Führungskraft sollte unbedingt klar geregelt und transparent abgebildet werden, wann wer zu welchen Zeiten erreichbar ist. Da sollte es ausreichend Überschneidungen geben, mit einem klaren zeitlichen Anfang und einem klaren Ende für die Erreichbarkeit am Tag. Wie genau kann dann diese erforderliche Kommunikation besonders gut gelingen? Wolfgang Stockhausen: Wenn kommuniziert wird, dann im besten Fall auch richtig und störungsfrei. Welche Voraussetzungen Führungskräfte dafür mitbringen und welche Potenziale diese noch in sich wecken können, zeigt das SCILProfile®: Ein zertifizierter Berater bietet den Zugang zu einer wissenschaftlich fundierten Online-Evaluation. So erhält man eine objektive individuelle Analyse der aktuellen interaktiven Situationskompetenz. Die vorhandenen Entwicklungspotenziale werden erkennbar und können mit Unterstützung des Beraters trainiert werden. Das unterstützt die Führungskraft darin, die Wellenlänge, auf der das Gegenüber bevorzugt sendet und empfängt, schneller zu erkennen und zu bedienen. Dies gilt besonders dann, wenn die Wahrnehmung durch Mails, Telefonate oder Videokonferenzen stärker eingeschränkt wird. Welche Tools empfehlen Sie denn für die Zusammenarbeit? Es gibt zu allen Themen zahlreiche Tools auf dem Markt – sowohl kostenfreie als auch kostenpflichtige. Es sollten die Tools (Collaboration-Tools) ausgewählt und idealerweise unter fachlicher Begleitung eingesetzt werden, die gut zum jeweiligen Unternehmen und den jeweiligen Aufgabenstellungen (Dokumenten- und Aufgabenverwaltung, Kommunikation, Projektmanagement, Zeiterfassung und Mindmapping) passen. Herzlichen Dank Frau Lücke und Herr Stockhausen! Gerlinde Baumer: Dann fasse ich mal zusammen: Auch wenn jede und jeder von zuhause aus allein arbeitet – Homeoffice ist Team- sache! Besonders wichtig ist, alle Beteiligten in die Planung mit einzubeziehen. Vertrauen steht dabei an erster Stelle. Denn Teamarbeit aus dem Homeoffice ist weder reine Behelfsmäßigkeit noch führt diese notwendigerweise zu weniger Leistung. Im Gegenteil, gut organisiert kann sie tatsächlich die Effizienz steigern und zu einer zufriedenen langfristigen Bindung führen.
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