agr-aktuell-67

23 Interdisziplinäre Fachbeiträge AGR aktuell 2022/67 | Aktion Gesunder Rücken e. V. eher die familiäre Unabhängigkeit genießen. Sie können lernen, das herauszufinden. Wo liegen denn die Vorteile einer hybriden Arbeitsform und welche Voraussetzungen garantieren, dass diese gut funktioniert? Susanne Lücke: Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Fahrzeiten und -kosten entfallen, konzentrierteres Arbeiten von zuhause, mehr auf persönliche Bedürfnisse ausgelegte Wahl des Arbeitsortes und somit eine bessere Work- Life-Balance wird möglich. Grundvoraussetzungen, damit hybride Zusammenarbeit gut funktioniert sind eine funktionierende Technik, eine verlässliche Arbeitsorganisation, klare Regeln für die Kommunikation sowie die Unterstützung bei der Umsetzung. Generell haben Unternehmen gewisse Infor- mationspflichten gegenüber ihren Beschäftigten. Selbstverständlich sollten die Fragen der Mitarbeitenden beantwortet und wichtige Informationen zur Arbeitsweise bereitgestellt werden, sodass Beschäftigte alles möglichst schnell und gut finden. Auch hier gilt: offen kommunizieren. Verlässliche und vertrauensvolle Kommunikation ist besonders elementar. Dazu gehören auch regelmäßige Informationsupdates. Optimal ist auch eine komplette Kontaktliste, die auch die Handynummern aller Mitwirkenden enthält. Selbstverständlich datenschutzkonform und mit vorheriger Zustimmung aller. Bei Führung auf Distanz geht es auch darum, sich weiterhin seine partizipative und unterstützende Grundhaltung aufrechtzuhalten und diese auch erkennen zu lassen. Gute Arbeit aus dem Homeoffice heraus gelingt nur mit einer Kultur des Vertrauens und der Wertschätzung. Vertrauen ist der wichtigste Faktor für das notwendige Engagement und steigert nachweislich die Effektivität – insbesondere bei der Zusammenarbeit auf Distanz. Wie gelingt es Führungskräften, die Einstellung und das grundlegende Vertrauen mitzubringen, dass die allermeisten Mitarbeitenden auch zuhause gute Arbeit leisten wollen? Susanne Lücke: Da physischer Kontakt nicht stattfinden kann, müssen geeignete Kommunikationstools zum Einsatz kommen. Zudem beeinflusst räumliche Distanz das soziale Gefüge und die Rollenentwicklung innerhalb des Teams. Das kann zu Veränderungen in der bisher gewohnten Arbeitsstruktur führen. Das beeinflusst auch, wie Führungskräfte wahrgenommen werden. Sie können Verhalten nicht direkt beobachten und daher auch Emotionen schlechter einschätzen. Das Erkennen von Unzufriedenheit, Missverständnissen oder internen Konflikten und auch die Motivation von Mitwirkenden fällt schwerer. Hier ist ein hohes Maß an Empathie gefragt. Es ist für Führungskräfte wichtig, dass sie die eigenen Gefühle gegenüber dem Team benennen können. Damit motivieren sie ihre Mitarbeitenden, selbst ebenfalls die eigenen Gefühle aktiv zu benennen. Reine Präsenzkultur hat ausgedient. Deshalb wird eine Analyse der Unternehmenskultur erforderlich. Wie und was kann und muss in Präsenzkultur entwickelt werden? Wie und was kann digital angeboten werden? Wie können diese beiden Formen synergetisch integriert und als ein harmonisches Gesamtkonzept funktionieren? Wolfgang Stockhausen: Führungskräfte müssen sich ihrer neuen Rolle bewusst werden. Virtuelle Führung ist mittlerweile eine Standardkompetenz geworden. Je nachdem, zu

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