agr-aktuell-66

Interdisziplinäre Fachbeiträge 24 AGR aktuell 2021/66 | Aktion Gesunder Rücken e. V. >> RückenGesundheit multimodal und interdisziplinär stärken Hintergründe und Interviews Günter Lehmann I Physiotherapeut, Faszienfit-Trainer und -Therapeut Zahlen, Daten, Fakten zum Thema Rückenschmerz Mittlerweile gibt es genügend Evidenz da- für, dass Rückenschmerzen multifaktorielle Ursachen besitzen. Sowohl körperliche, psychische, geistig-mentale als auch soziale Einflussfaktoren können die Entstehung von Rückenschmerzen begünstigen. Die Natio- nale VersorgungsLeitlinie „Nicht-spezifischer Kreuzschmerz“ und die europäische aktuelle Leitlinie zur Prävention von Rückenschmerz heben die Bedeutung multimodaler Vorge- hensweisen unter Einbeziehung des aktiven Handelns des Patienten hervor. Die Konfö- deration der deutschen Rückengesundheit/ Mit diesem Artikel und den zugehörigen Interviews möchten wir die Beweggründe für die Gründung eines interdisziplinären RückenGesund- heitsZentrums darstellen. Aus der Sichtweise dreier unterschiedlicher Professionen (Orthopäde, Heilpraktiker für Physiotherapie und Heilprakti- kerin für buddhistische Psychotherapie) werden die verschiedenen Rollen, aber auch gemeinsamen Zielsetzungen im RückenGesundheits-Team beleuchtet. Rückenschulen (KddR) hat ihre Konzeptionen zur Stärkung der Rückengesundheit ebenso multimodal und auf Grundlage des biopsy- chosozialen Ansatzes ausgerichtet. Multimodale und interdisziplinäre Behand- lungskonzepte haben auch bei chronisch erkrankten Rückenschmerzpatienten eine hohe Evidenz, wie beispielsweise das Göt- tinger Rücken Intensiv Programm (GRIP) zeigen konnte. Die gängige Praxis bei der Be- handlung von Rückenschmerzpatienten ent- spricht jedoch weder den genannten Leitli- nien, den wissenschaftlichen Erkenntnissen noch den positiven Erfahrungen multimodal und interdisziplinär ausgerichteter Behand- lungskonzepte. Der Rückenschmerzpatient von heute wird in den meisten Fällen eher als ein „MRT- oder Röntgenbild“ gesehen und weniger als biopsychosoziale Einheit. Die biomedizinische Sicht- und Vorgehenswei- se dominiert nach wie vor. Trotz evidenter Alternativen werden immer noch zu viele Rückenoperationen durchgeführt. Auffällig ist beispielsweise, dass in Regionen, wo es viele neurochirurgische Zentren gibt, deut- lich mehr Einwohner am Rücken operiert werden als in Regionen, in denen es keine oder nur wenige neurochirurgische Ange- bote gibt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Mzcy