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Berichte aus den Verbänden 54 AGR aktuell 2020/63 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Die Schmerzprävention verändert sich. Ganz langsam gewinnen digitale Selbstlernpro- gramme an Bedeutung. Nach Meinung vieler Fachleute bieten gerade sie große Chancen und Vorteile für Ärzte, Therapeuten und Patienten. Vor allem die durch sie erreichte Zeitersparnis und die mit ihnen einhergehen- de hohe Flexibilität sind für die unterschied- lichen Zielgruppen interessant. >> Digitale Schmerzprävention und ihr Einsatz in der ärztlichen Praxis Chancen für Arzt, Therapeut und Patient Peter Laaks I Pressebüro Laaks Theoretisch kann jeder qualifizierte Therapeut oder Trainer ein eigenes digitales Kursangebot auf Basis seiner Therapie- und Behandlungser- fahrung kreieren und den Krankenkassen zur Überprüfung und Anerkennung vorlegen. Der Anteil der zertifizierten Selbstlernprogramme an der Gesamtheit aller zertifizierten Präven- tionskurse ist im Vergleich zu den traditionel- len Präsenzkursen aktuell noch sehr gering. Er liegt laut Angabe der ZPP (Zentrale Prüfstelle Prävention) unter 0,5 Prozent. Die Datenbank der ZPP beinhaltet demnach rund 105.000 zertifizierte Präventionskurse – Stand Oktober 2019 –, die vor Ort stattfinden. Vergeben wird das Prüfsiegel grundsätzlich in den vier Handlungsfeldern Bewegungsge- wohnheiten, Ernährung, Stressmanagement und Suchtmittelkonsum. Die Zertifizierung ist für ein Jahr gültig. Anschließend ist eine Re- zertifizierung des Informations- und Kommu- nikationstechnologie-(IKT-)basierten Präventi- onsprogramms erforderlich. Im Vergleich zum schnelllebigen Digitalbereich gilt die Zertifi- zierung für Offline-Kurse gleich für drei Jahre. Seit 2014 haben Patienten auch die Möglich- keit, digitale Selbstlernprogramme zu nutzen. Die Zertifizierung der Kursangebote unterliegt einheitlich festgelegten Prüfkriterien, die sich an allgemein anerkannten Qualitätsstandards orientieren und im Leitfaden Prävention fest- gehalten sind. Ist der digitale Kurs erst einmal zertifiziert, bekommt der Patient, nach beleg- ter Teilnahme, einen Zuschuss von bis zu 100 Prozent der Kosten von seiner Krankenkasse erstattet. Der Anteil variiert allerdings von Kasse zu Kasse. Ganz nebenbei sind die Online-Präventionsan- gebote nach § 20 Abs. 4 Nr. 1 SGB V für Ärzte eine gute Möglichkeit, den eigenen Patienten digitale Angebote zu empfehlen (kursunab- hängig) und damit modern und zeitgemäß zu wirken. Das Ganze fördert zudem die Arzt- Patienten-Bindung in der behandlungsfreien Zeit, denn der Patient fühlt sich durchgehend betreut. Experte sieht großes Potenzial Im Bereich der digitalen Schmerzprävention sieht auch der Arzt, bekannte Schmerzmedizi- ner und Ehrenpräsident der Deutschen Gesell- schaft für Schmerzmedizin (DGS), Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, großes Potenzial. Zwar sei und bleibe die eingehende körperliche, ärztliche Untersuchung von Patienten sowie die ausführliche Erhebung der Vorgeschichte Grundlage jeder Prävention und Therapie. Für den langfristigen Erfolg sei es aber ent- scheidend, dass Patienten lernten, eigenver- antwortlich in Bewegung zu kommen und ihre Gesundheit zu fördern, so der Träger des Bundesverdienstordens. „Hier sind Apps und Plattformen das Mittel der Zeit. Die Trainie- renden erhalten neben einem gezielten und zeitlich flexibel zu absolvierenden Übungspro- gramm versierte Hilfestellung bei Fragen und Problemen. „Einige mobile Angebote bieten den weiteren Vorteil, dass frühzeitig auf Stö- rungen hingewiesen wird und entsprechende Übungen und Maßnahmen gezielt empfoh- len werden können“, so Müller-Schwefe er- klärend. Entscheidend für Anbieter aus dem Gesundheitsbereich sei es aber vor allem, Trainierende und Patienten nicht mit „Hobby- Lösungen“ aus dem Internet allein zu lassen, sondern konsequent auf moderne, professio- nelle und evaluierte Prävention zu verweisen bzw. zu setzen. Alternativen stehen bereit Das Forschungs- und Präventionszentrum (FPZ GmbH) zählt zu jenen Anbietern aus dem Gesundheitswesen, die die Vorteile digitaler Programme erkannt haben und eigene Kurse

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