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Interdisziplinäre Fachbeiträge 52 AGR aktuell 2020/63 | Aktion Gesunder Rücken e. V. { sie die gezeigten Übungen aus den Gruppentherapien im Alltag werden anwenden können Wir müssen abwarten. Es gibt zu viele Variab- len und eine geeignete Belastungserprobung ist im vorgegebenen Zeitraum nicht möglich. Es ist zu hoffen, dass die Klienten die Ideen und Anregungen umsetzen werden und dass dies zu einer langfristigen Besserung führen wird. Wir drücken ihnen dabei die Daumen. In der Auseinandersetzung mit unserer Arbeit haben wir einige Antworten gefunden, aber es stellten sich auch Fragen. Gerne würden wir uns mit anderen darüber austauschen und möchten deshalb Interessierte dazu ein- laden. ' Kontaktinformationen Kristina Isaak, Ergotherapeutin Irena A. T. Sadocco, Ergotherapeutin, B. A. Medizinalfachberufe, N.A.P.-Therapeutin Stefanie Spötter, Ergotherapeutin, Rückenschullehrerin, Referentin für rückengerechte Verhältnisprävention steffi.spoetter@gmx.de Doch es stellt sich die Frage, ob eine ortho- pädisch ausgerichtete Reha dies überhaupt leisten kann. „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ Henry Ford Drei Wochen Reha sind um. Herr A., Frau B. und Herr C. freuen sich auf zu Hause und er- zählen: „Zurzeit geht es uns besser und wir könnten noch einige Tage zu Hause bleiben, bevor es wieder zur Arbeit geht.“ Sie nutzen die wertvolle Zeit, um sich einzuleben, neu zu organisieren und zu strukturieren. Doch sie werden unsicher, sobald sie über ihre Arbeit reden und fragen sich, ob: { es ihnen gelingen wird, geplante Änderungen umzusetzen { sie den Anforderungen standhalten werden, auch über den Zeitraum eines vollen Arbeitstages hinaus? Und wie wird es Ihnen nach einemMonat gehen? sinnvoller? Dies fernab vom Arbeitsumfeld zu beurteilen, gestaltet sich schwierig. Folgende Faktoren erschweren eine qualifi- zierte Beratung zusätzlich: { Arbeitsinhalte und Tätigkeiten vieler Berufe (vor allem im handwerklichen und technischen Bereich) sind uns nicht ausreichend bekannt. { Arbeitsraum und Arbeitsorganisation können meist nur sehr bruchstückhaft beschrieben werden. { Die Zeit, sich mit einer Situation auseinan- derzusetzen, ist sehr begrenzt. Viele Klienten äußern im Gespräch, dass aus ergotherapeutischer Sicht sinnvoll erschei- nende Änderungen im (Berufs-)Alltag nicht möglich seien. Ist dies tatsächlich der Fall oder beharren die Klienten auf vertrauten Gewohn- heiten? Diese Frage kann häufig bis zum Ende der Reha nicht beantwortet werden. Eine Änderung einer betrieblichen Situation oder der Arbeitsplatzgestaltung wird häufig als unüberbrückbare Hemmschwelle emp- funden. Bei arbeitsplatzinitiierter Problem- stellung hat dies gravierende Auswirkungen. Beschwerden kehren bei Wiederaufnahme der Tätigkeit zurück oder nehmen sogar noch zu, möglicherweise bis hin zu einer Chronifi- zierung. Einige unserer Klienten sind verunsichert im Kontakt. Sie sind nicht in der Lage, zu sagen, in welchen Situationen oder Haltungen die Beschwerden vermehrt auftreten. Zudem fällt es ihnen meist schwer, die genaue Loka- lisation von Schmerzen zu benennen. Häufige Antworten sind „überall“ oder „unterschied- lich“. Eine äußere Ursache lässt sich so nur schwer eingrenzen und das Ausarbeiten eines geeigneten Therapieplans ist damit extrem erschwert. Einige dieser Klienten erzählen im Verlauf des Gespräches von schwierigen Lebenssituatio- nen, Doppelbelastungen und Problemen, die im Rahmen einer Reha nicht gelöst werden können. Die Aufgabe ist es, langfristig den emotionalen Leidensdruck zu reduzieren, und zwar über den Reha-Aufenthalt hinaus.

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