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Berichte aus den Verbänden 46 AGR aktuell 2019/62 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Die Schmerzprävention verändert sich in nie dagewesener Geschwindigkeit. Die moderne Praxis bietet heute, neben Bewährtem, auch digitale Konzepte an, die dem Therapeuten und dem Patienten Vorteile bringen, etwa Zeitersparnis und hohe Flexibilität. Präven- tionsangebote nach § 20 Abs. 4 Nr. 1 SGB V sind eine gute Möglichkeit, die eigene Praxis in Teilen zu digitalisieren. Das geht sowohl kostenintensiv als auch ohne Kostenapparat. >> Digitale Kurse und ihr Einsatz in der Schmerzprävention Chancen für Therapeut und Patient Peter Laaks I Pressebüro Laaks Theoretisch kann jeder qualifizierte Thera- peut oder Trainer ein eigenes digitales Kurs- angebot auf Basis seiner Therapie- und Behandlungserfahrung kreieren und den Krankenkassen zur Überprüfung und Aner- kennung vorlegen. Eine Kooperationsgemein- schaft aus Krankenkassen und Verbänden, die nach eigenen Angaben 90 Prozent der GKV-Versicherten vertritt, zertifiziert Präventi- onsangebote nach § 20 Abs. 4 Nr. 1 SGB V und bedient sich dabei der Zentralen Prüfstelle Prä- vention (ZPP). Alle ZPP-zertifizierten Kursan- gebote unterliegen einheitlich festgelegten Prüfkriterien, die sich an allgemein anerkann- ten Qualitätsstandards orientieren und auf Basis des Leitfadens Prävention erstellt wor- den sind. Vergeben wird das Prüfsiegel in den vier Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung/Entspannung und Sucht- mittelkonsum. Die Schmerzprävention zählt zum Handlungsfeld Bewegung. Für jeden Bereich stellt die Kooperationsgemeinschaft außerdem ein Kompetenzteam für Sonder- prüfungen bereit. Ist der digitale Kurs erst einmal anerkannt, bekommt der Patient, nach belegter Teilnah- me, einen Zuschuss bis zu 100 Prozent der Kosten von seiner Krankenkasse erstattet. Der Anteil variiert allerdings von Kasse zu Kasse. Die Zertifizierung ist dann für ein Jahr gültig, anschließend ist eine Rezertifizierung des Informations- und Kommunikationstechno- logie-(IKT-)basierten Präventionsprogramms erforderlich. Im Vergleich zum schnelllebigen Digitalbereich gilt die Zertifizierung für Off- line-Kurse gleich für drei Jahre. Experte sieht großes Potenzial Im Bereich der digitalen Schmerzprävention sieht auch der Arzt, bekannte Schmerzmedi- ziner und Ex-Präsident der Deutschen Gesell- schaft für Schmerzmedizin (DGS), Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, großes Potenzial. Zwar sei und bleibe die eingehende körperliche, ärztliche Untersuchung von Patienten sowie die ausführliche Erhebung der Vorgeschichte Grundlage jeder Prävention und Therapie. Für den langfristigen Erfolg sei es aber ent- scheidend, dass Patienten lernten, eigenver- antwortlich in Bewegung zu kommen und ihre Gesundheit zu fördern, so der Träger des Bundesverdienstordens. „Hier sind Apps und Plattformen das Mittel der Zeit. Die Trainierenden erhalten neben einem geziel- ten und zeitlich flexibel zu absolvierenden Übungsprogramm versierte Hilfestellung bei Fragen und Problemen. Einige mobile Ange- bote bieten den weiteren Vorteil, dass früh- zeitig auf Störungen hingewiesen wird und entsprechende Übungen und Maßnahmen gezielt empfohlen werden können“, so Müller- Schwefe erklärend. Entscheidend für Anbieter aus dem Gesundheitsbereich sei es aber vor allem, Trainierende und Patienten nicht mit „Hobby-Lösungen“ aus dem Internet allein zu lassen, sondern konsequent auf moderne und professionelle Prävention zu verweisen bzw. zu setzen. Kosten für Eigenproduktionen sind gewaltig Möchte der Therapeut ein solches Angebot selbst kreieren, darf er enorme Kosten und ei- nen hohen Zeitaufwand einplanen. Zunächst einmal muss ein Kurskonzept erstellt werden, dann gilt es, professionelle Anleitungs- und Erklärvideos – ggf. mit externen Darstellern – zu produzieren. Anschließend bedarf es ei- nes professionellen Schnitts. Parallel müssen digitale Lerninhalte aufgesetzt werden, um den von den Kassen geforderten hohen edu- kativen Kursanteil ausliefern zu können. Denn grundsätzliche Aspekte von Edukation im Kontext von Erkrankungen können in einem solchen Kurs durchaus 50 Prozent des Inhalts einnehmen. Und nicht zuletzt muss das digi- tale Präventionsangebot auf einer zuverlässi- gen Plattform mit modernster, ausfallsicherer und datenschutzkonformer Technik realisiert und bereitgestellt werden. Schnell entstehen so Kosten immittleren fünfstelligen Bereich. Alternativen stehen bereit Doch digitale Prävention kann auch ganz un- kompliziert und kostenneutral in den Praxis- ablauf integriert werden. Es gibt einige An- bieter von ZPP-Primärpräventionskursen, die mit Physiotherapeuten und Trainings- zentren kooperieren. Das Forschungs- und Präventionszentrum (FPZ GmbH) zählt zu diesen Produzenten. Das bisher bekanntes- te Produkt dieser Einrichtung ist die wissen- schaftlich gut erforschte und nachweislich wirksame FPZ Therapie, eine analyse- und gerätegestützte Therapie für Patienten mit chronischen oder wiederkehrenden Rücken- und Nackenschmerzen 1 . Diplom-Sportlehrerin Katja Bigalk ist dort als Key Account Managerin für die Konzeption und Produktion der neuen, digitalen Präven- tionskurse verantwortlich. Diese Aufgabe teilt

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