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43 AGR aktuell 2019/62 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Berichte aus den Verbänden nicht selbst über die entsprechenden Kennt- nisse, hat er sich fachkundig beraten zu las- sen. Dies kann zum Beispiel durch betriebliche Führungskräfte, die Fachkraft für Arbeits- sicherheit (Sifa) oder andere ausgewiesene Experten erfolgen. Leider ist nicht jeder Unter- nehmer so vorbildlich. Häufig übernimmt die Auswahl der Büromöbel der Einkauf primär unter monetären Gesichtspunkten ohne Konsultation von fachkundigen Spezialisten. Wenn Unternehmen jedoch langfristige und kostspielige Krankheitsausfälle der Beschäf- tigten vermeiden möchten, die durch falsche physische Belastung im Büro verursacht werden, sind Sifa und Betriebsärztin bzw. Betriebsarzt von Anfang an in die Gestaltung von Büroarbeitsplätzen einzubeziehen. Hier- durch kann verhindert werden, dass Gefah- renpotenziale für die Gesundheit entstehen und das Wohlbefinden der Büroangestellten beeinträchtigt wird. Um derartige Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, nutzt die Förderung der Gesundheit im Büro Beschäf- tigten und Unternehmen gleichermaßen. Bei den Beschäftigten verringern sich dadurch die falschen Belastungen und Beschwerden treten deutlich seltener auf. In den Unter- nehmen erhöht sich die Produktivität und Flexibilität der Angestellten, sodass weniger krankheitsbedingte Ausfalltage anfallen und eine langfristige Senkung des Krankenstandes bewirkt wird. Zudem wird eine höhere Moti- vation und Arbeitszufriedenheit unter den Beschäftigten gefördert. Heben und Tragen von Lasten Das Heben und Tragen von Lasten ist sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext nicht ohne Folgen für unseren Bewegungs- apparat, der hierfür nur bedingt ausgelegt ist. Hierdurch werden unter anderem Ge- lenke beansprucht und Rückenbeschwerden sind keine Seltenheit. Im Berufsleben kann solchen Erkrankungen vorgebeugt werden. Durch die Lastenhandhabungsverordnung ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu treffen oder ge- eignete Arbeitsmittel einzusetzen, um manu- elle Lastenhandhabungen zu vermeiden. An Arbeitsplätzen mit manuellem Handhaben von Lasten müssen geeignete Arbeitshil- fen gestellt werden, um eine Fehlbelastung des Bewegungsapparats zu vermeiden. Der Arbeitnehmer ist auch verpflichtet, alles in seinen Möglichkeiten Stehende zu tun, um gefährliche Belastungen des Stütz- und Bewe- gungsapparates auszuschließen. Man sollte sich und seine Kräfte nicht überschätzen und bei Bedarf nach Hilfe fragen. Die richtige Tech- nik spielt beim Anpacken eine große Rolle. Die Sifa kann neben der Gefährdungsbeurteilung auch Tipps zum rückengerechten Anpacken geben, beispielsweise welche Hilfsmittel sich besonders gut eignen. Ein gesunder Rücken: Herausforderung für die Zukunft Das Thema Rückengesundheit wird auch in Zu- kunft Aktualität besitzen. In dem Forschungs- projekt Prävention 4.0 (www.praevention40. de/#), in dem der VDSI als Forschungspartner mitgewirkt hat, wurde dies auch wieder deut- lich. Ziel des Projekts, das durch das Bundes- ministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert wurde, war es, Chancen und Her- ausforderungen der digitalen Arbeitswelt zu identifizieren und etwaige Lösungskonzepte in Form von Umsetzungshilfen zu erstellen. Für das Heben und Tragen von Lasten werden bereits heute sogenannte „Exoskelette“ ein- gesetzt. Diese sind Roboteranzüge, die dem Träger Fähigkeiten über das normale Maß hinaus verleihen. Sicherlich nur eine von vie- lenMöglichkeiten, die uns die Zukunft bringen wird. Neben den Hilfen, die wir erhalten, ist es aber auch erforderlich, den Körper und damit den Rücken individuell zu fordern, um die Leis- tungsfähigkeit des Körpers zu erhalten. Der VDSI wird nach Abschluss des Projekts den Wandel der Arbeitswelt begleiten, um auch in Zukunft die Arbeit sicher und gesund zu gestalten. ' Kontaktinformationen Karlheinz Kalenberg VDSI-Geschäftsführer Tel.: 0611 15755-0 Fax: 0611 15755-79 k.kalenberg@vdsi.de Wenn der Schmerz im Rücken sitzt, liegt es nicht immer an den Bandscheiben, an Bewegungsmangel, Haltungsschäden oder seelischen Belastungen. Auch Erkrankungen innerer Organe oder Fehlstellungen äußerer Glieder können Rückenschmerzen verursa- chen und schmerzhafte Kettenreaktionen in Gang setzen. >> Rückenschmerzen: den Ursachen auf der Spur Der gesamte Körper kann Rückenschmerzen verursachen Janosch Kuno I Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) e. V. „Der Rückenschmerz muss nicht unbedingt im Rücken entstehen“, erklärt Dr. Karl-Heinz Conrad, Orthopäde des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) in Bayern. „Bei Patienten mit Rückenbeschwer- den schauen wir uns daher den gesamten Körper an, vom Kopf bis zu den Füßen“, sagt der Orthopäde. Dr. Karl-Heinz Conrad

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