agr-aktuell-62

Berichte aus den Verbänden 40 AGR aktuell 2019/62 | Aktion Gesunder Rücken e. V. einem Bruttoverdienst von 3.000 Euro bedeu- ten, dass sich eine Investition von 1.500 Euro in einen ergonomisch gestalteten Arbeits- platz innerhalb von zehn Monaten auszahlt. Wie notwendig ergonomische Verbesserun- gen sind, das lässt sich beispielsweise durch das Bewertungsverfahrens EAWS (Ergonomic Assessment Worksheet) ermitteln. Es wurde von der Deutschen MTM-Vereinigung e. V. ent- wickelt. Und so funktioniert die Methode: Bei der Ortsbegehung analysieren Experten den Arbeitsablauf an einem Arbeitsplatz. Dabei werden zum Beispiel statische Körperhaltun- gen, Kräfte, die auf den ganzen Körper, den Oberkörper oder die Finger wirken, erfasst. Ein Risikopunktwert kennzeichnet die Notwen- digkeit für ergonomische Verbesserungen. „Bei der Beschreibung von Abläufen hilft uns das Bausteinsystem MTM-HWD. HWD steht dabei für ‚Human Work Design‘“, erklärt Dr. Thomas Finsterbusch, Leiter der MTM-A- kademie. „Mithilfe von Piktogrammen wer- den beispielsweise Bewegungen der Hände und der Arme sowie der Augen beschrieben. Dadurch lassen sich Prozesse hinsichtlich der ergonomischen Belastung bewerten – zum Beispiel, wenn ein Arbeiter seine Gelenke stark verdrehen muss.“ Ein Thema ist zudem die digitale Erfassung von Bewegungen (3D-Simulation und Motion Capture). Bei der Motion Capture liefern Sen- soren an den einzelnen Extremitäten und im Bereich des Rumpfes eine Vielzahl von Daten. Mitarbeiter sehen anhand der ausgewerteten Informationen, welche Bewegungen den Risi- kowert erhöhen oder senken. Auf diese Weise werden sie direkt in den Prozess der Gestal- tung gesünderer Arbeit einbezogen. Offene Bürolandschaften – neue Anforderungen Das 08/15-Büro gibt es heute nicht mehr. Das Deutsche Netzwerk Büro, das als Verein ein- gebunden ist in die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) des Bundesarbeitsministe- riums, widmete sich auf dem A+A-Kongress dem Thema „Offene Bürolandschaften“. Diese sind zum Beispiel im Startup-Bereich oder in der Kreativwirtschaft beliebt. „Die Beschäf- tigten haben eine Auswahl an Arbeitsorten für unterschiedliche Aufgaben, die entweder hohe Konzentration oder den persönlichen Austausch erfordern. Daher arbeiten sie nur zeitweise am gleichen Arbeitsplatz. Das er- fordert eine an die Bedürfnisse angepasste Gestaltung“, sagt David Wiechmann, Vorsit- zender des Deutschen Netzwerk Büro. So sollten Tische, die sich beim sogenannten „Desksharing“ mehrere Mitarbeiter teilen, möglichst elektronisch höhenverstellbar sein und ein Display zur genauen Höheneinstel- lung besitzen. Stühle haben im Optimalfall eine automatische Gewichtserkennung. Alles sollte möglichst intuitiv einstellbar sein. Wich- tige Hinweise – von der ersten Idee für ein nachhaltiges Bürokonzept bis zur Gestaltung der Arbeitsumgebung – liefert die Publikation „Büroraumplanung – Hilfen für das systema- tische Planen und Gestalten von Büros“ der DGUV, Deutsche Gesetzliche Unfallversiche- rung. Sie ist mit einem Gemeinschaftsstand auf der A+A 2019 präsent, zu dem auch das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) so- wie die Berufsgenossenschaften und Unfall- kassen gehören. Raumklima – Faktor mit wachsender Bedeutung Eine immer größere Bedeutung für den Ar- beits- und Gesundheitsschutz gewinnt das Thema Raumklima. „Optimal ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 50 Prozent“, weiß Dominic Giesel, Marketingleiter von Condair Systems. „Durch eine relative Luftfeuchtig- keit von unter 40 Prozent bleiben Viren stun- denlang aktiv und verteilen sich im ganzen Gebäude – die Infektionsgefahr wächst.“ Im Winter sinkt in vielen Büros die relative Luftfeuchtigkeit auf manchmal bis zu zehn Prozent. Ist die Luft zu trocken, trocknen die Schleimhäute aus, die Augen brennen und die Stimme versagt. Direktraumbefeuchtung ist heute in allen Gebäuden möglich – in Neu- und Altbauten, in großen wie in kleinen Räumen. Über hand- große und an das Wassernetz angeschlossene Systeme wird über eine Düse hygienisch auf- bereitetes Wasser als sichtbarer Nebel direkt im Raum versprüht. Geeignet ist dieses Verfahren für Großräume wie Open-Space--Arbeitsbereiche, beispiels- weise bei Versicherungen oder Callcentern. Hier gibt es einen hohen Bedarf an Feuch- tigkeit, da viel gesprochen wird und der Stimmapparat Feuchtigkeit braucht. Bei Be- rufen, in denen Menschen viel am Bildschirm sitzen, ist es ähnlich. Trockene Luft lässt den Tränenfilm schmelzen und die Gefahr von Bindehautentzündungen wächst. Laut Un- tersuchungen der Barmer Ersatzkasse leiden rund acht Millionen Menschen unter dem Krankheitsbild des sogenannten Office-Eye- Syndroms. Entsprechend einer Studie des Fraunhofer In- stituts „Luftfeuchtigkeit am Büroarbeitsplatz“ aus dem Jahr 2014 wird die Befeuchtung von Raumluft mittels sehr feiner Aerosole, die sichtbar und auch im Umfeld der Befeuch- ter spürbar sind, als positiv empfunden. 38,5 Prozent der Befragten begrüßten dies und empfanden das Raumklima als erfrischend und leistungssteigernd. Im Industriebereich unterstützt eine optimale Luftfeuchtigkeit dabei, Qualität zu sichern. Sie trägt beispiels- weise zur Vermeidung von elektrostatischer Aufladung bei, was unter anderem für die Elektronikindustrie wichtig ist. „Noch gibt es keine gesetzlichen Regelungen zum Thema Luftfeuchtigkeit“, weiß Giesel. „Durch die wachsende Bedeutung des betrieblichen Ge- sundheitsmanagements rückt die Bedeutung der Luftfeuchtigkeit aber mehr und mehr ins Bewusstsein.“ ' Kontaktinformationen Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) e. V. 53757 Sankt Augustin Tel.: 02241 231-6000 info@basi.de www.basi.de

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Mzcy