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33 AGR aktuell 2019/62 | Aktion Gesunder Rücken e. V. Interdisziplinäre Fachbeiträge Wade und Kniekehle haben genügend Ab- stand zur Sitzkante. 3. Höhe der Rückenlehne Die Höhe der Rückenlehne richtet sich nach der Lage des Beckenkammes. Die am stärks- ten gewölbte Stelle der Rückenlehne sollte auf Gürtelhöhe sitzen, sodass das Becken Kontakt zur Rückenlehne behält. So kann das Rumpf- gewicht ausreichend gestützt werden. 4. Einstellung der Armlehnen Die Einstellung der Armlehnen wird von der Oberarmlänge und den Schultern bestimmt. Die Arme liegen in einem rechten Winkel auf den Armlehnen auf, sodass die Schultern ge- rade sind und weder nach unten hängen noch nach oben stehen. Ist die Breite einstellbar, liegen die Ellenbogen idealerweise nah am Körper. 5. Gewichtseinstellung der Mechanik Die Gewichtseinstellung der Mechanik sorgt für den richtigen Gegendruck in der Rücken- lehne. Sie hängt ab von der Rumpflänge, dem Körpergewicht und den Hebelverhältnissen der Beine. Wichtig ist, dass die Rückenlehne fließend und ohne großen Gegendruck, aus dem unteren Rücken heraus, bewegt werden kann. Geht die Rückenlehne zu leicht nach hin- ten, ist die Gewichtseinstellung zu schwach. Empfehlung für einen guten Bürodrehstuhl { { Sitzhöhe, Sitztiefe und Höhe der Rückenlehnen sind verstellbar. { { Die Lumbalstütze ist in der Tiefe verstellbar. { { Armlehnen sind in Höhe, Tiefe und Breite verstellbar (3D- oder 4D-Multi- funktionsarmlehnen). { { Rückenanlehndruck ist individuell einstellbar. 6. Anpassung der Arbeitshöhe des Arbeitstisches Die Schreibtische in vielen Büros haben eine feste Höhe von 72 cm oder 75 cm. Da jeder Mensch anders ist, passt diese Höhe selten, um rückenschonend arbeiten zu können. Wichtig: Erst den Stuhl einstellen und danach den Tisch! Ideal ist die Tischhöhe, wenn sie in Verlänge- rung der Armlehnen auf einer Höhe ist. Das heißt, der Unterarm ruht in der mittleren, auf- rechten Sitzposition, im rechten oder etwas größerenWinkel zumOberarm auf dem Tisch. Ist die niedrigste Tischhöhe für Sie zu hoch, kann der Stuhl in der Sitzhöhe passend hochgestellt werden. Der fehlende Boden- kontakt der Füße wird mit einer Fußstütze ausgeglichen. Ist die höchste Tischhöhe noch zu niedrig, kann dies mit dem Stuhl nicht aus- geglichen werden. Es wird ein höherer Tisch benötigt! Empfehlung: Die gesündeste und ergono- misch beste Lösung ist ein Sitz-Steh-Tisch, der in der Höhe individuell eingestellt werden kann und einen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen ermöglicht. 7. Maus und Tastatur Eine harte Belastung für Hände, Arme, Schultern und Nacken sind die 1.000-fach wiederholten kleine Finger- und Handbewe- gungen an der Tastatur und mit der Maus. Die Beschwerden entstehen schleichend. Ty- pische Erscheinungsbilder sind: Karpaltunnel- syndrom, Sehnenscheidenentzündung, Ten- nis-/Golfarm, Schulterprobleme, Nacken- und Kopfschmerzen sowie trockene Augen. Empfehlung: Spezielle Computermäuse, so- genannte Vertikalmäuse, und Kompakttas- taturen entlastenden Schulter-Nacken-Bereich und die Unterarme. 8. Richtige Positionierung von Bildschirm und Arbeitsmittel Die meisten Bildschirme sind zu hoch einge- stellt. Optimalerweise liegt die erste Fließ- textzeile ca. 30° unter der Augenhorizontalen, sodass der Blick leicht nach unten zeigt. Das entspricht unserer natürlichen Kopfhaltung und Blickrichtung und bringt die Nacken- Augenmuskel-Koordination in Einklang. Eine symmetrische Anordnung der Arbeits- mittel verhindert einseitige Haltungen, spart Kraft und entlastet Ihre Gelenke. Maus und Ta- statur sollten nah beieinander und ca. 10 cm von der vorderen Schreibtischkante entfernt stehen. Dies fördert die aufrechte, entspannte Sitzhaltung und reduziert belastende Stütz- effekte im Arm. Expertenblick hilft bei der richtigen Einstellung Im Idealfall wird Ihr Arbeitsplatz gemeinsam mit einer Expertin eingestellt. Diese hat einen geschulten Blick für die richtigen Haltungs- winkel und kann gezielt reagieren. Denn der optimale offene Sitzwinkel von 100° bis 110° zwischen Rumpf und Oberschenkel, lässt sich selbst schlecht überprüfen (außer man sitzt vor einem großen Spiegel). Die Hüfte ist der Dreh- und Angelpunkt für eine aufrechte Haltung. Mit dem offenen Sitzwinkel finden die drei Wirbelsäulenab- schnitte (Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule) ihre natürliche Aufrich- tung. In dieser optimalen Haltung kann der Rücken länger aufrecht bleiben, das aufrechte Sitzen kostet weniger Kraft und der Lenden- wirbelbereich wird entlastet. Als zusätzliches Plus wird die Durchblutung angeregt und die Atmung verbessert. Jedoch kann der beste Arbeitsplatz, perfekt ausgestattet und eingestellt, keine gesund- heitsfördernde Wirkung erzielen, wenn er nicht richtig genutzt wird. Erst mit dem gesundheitsbewussten Verhal- ten, wie der Achtsamkeit auf die immer wie- der aufgerichtete Sitzhaltung und regelmä- ßige Haltungswechsel, können Beschwerden vermieden und reduziert werden. Die Mitar- beiter fühlen sich wohler und sind leistungs- fähiger. ' Kontaktinformationen Annette Chrometz Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) gepr. ArbeitsplatzExperte (MBA) Referentin für rückengerechte Verhältnisprävention 61239 Ober-Mörlen info@by-chrometz.de Gemeinsam Gesundheit im Unternehmen anpacken

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